Er wollte ihre Hilfe und bekam eine Kugel in den Kopf: In Los Angeles haben Polizisten einen unbewaffneten Mann lebensgefährlich verletzt, berichten US-Medien. Er soll seine mit einem Handtuch umwickelte Hand gehoben und die Beamten des Los Angeles Police Department (LAPD) um Hilfe gebeten haben.
Doch anstatt dem Mann in einem Wohngebiet des Viertels Los Feliz zu helfen, stieg einer der beiden Polizisten aus dem Auto und forderte den Hilfesuchenden auf, seine Waffe fallen zu lassen. Als der etwa 40-jährige Lateinamerikaner das nicht tat, eröffnete der Beamte das Feuer. Augenzeugen berichten von drei oder vier Schüssen.
Auf Rücken gedreht und Handschellen angelegt
Ein Video, das ein Zeuge aus seinem Auto heraus gefilmt und online gestellt hat, zeigt die groteske Reaktion der Polizisten nach ihrer Tat: Anstatt dem reglos in einer Blutlache liegenden Mann erste Hilfe zu leisten, drehen sie ihn auf den Bauch und legen ihm Handschellen an.
Die beiden hätten vermutet, unter dem Tuch verberge sich eine Waffe, erklärte die Polizei später. Am Tatort sei jedoch keine Waffe gefunden worden, berichtet die «Los Angeles Times». Der Mann wurde schwer verletzt in ein Krankenhaus gebracht, sein Zustand ist kritisch.
Polizei spricht von «Standardprozedur»
Die Beamten hätten zwar auch daran gedacht, dass der Mann tatsächlich Hilfe brauchen könnte, aber auch die Möglichkeit eines sogenannten «Selbstmords durch Polizisten» nicht ausgeschlossen, sagte ein Sprecher der Polizei. Dass dem schwer Verletzten Handschellen angelegt wurden, sei eine Standardprozedur.
Der Vorfall ist einer von zahlreichen Übergriffen durch Polizeibeamte in Los Angeles. Das Police Department steht seit Langem wegen übermässiger Gewaltanwendung gegen Bürger in der Kritik. Vor wenigen Wochen war in Los Angeles ein Obdachloser von der Polizei erschossen worden. Unter den Berichten zum aktuellen Fall klagen die Leser zudem über mangelnde Aufklärung durch die Behörde und die Medien.
Allein im Mai 83 Tote durch Polizeigewalt in den USA
Der britische «Guardian» hat eine Internetseite ins Leben gerufen, auf der jeder Fall tödlicher Polizeigewalt in den USA dokumentiert wird. Für 2015 wurden bereits mehr als 500 Menschen gezählt, allein im Mai starben 83 Personen. Die Gesichter der Opfer zeigen: Die Gewalt der Behörde richtet sich gegen Menschen jeden Alters, jeder Hautfarbe und jeden Geschlechts. (pom)