WHO prüft internationalen Gesundheitsnotstand
Mysteriöse Lungenkrankheit fordert viertes Todesopfer

Das mysteriöse Coronavirus, das erstmals in China festgestellt wurde, breitet sich weiter aus. Bis jetzt forderte das Lungenvirus vier Todesfälle. Auch im restlichen Asien gibt es neue erste Fälle. Die WHO prüft die Ausrufung von einem Gesundheitsnotstand.
Publiziert: 20.01.2020 um 03:49 Uhr
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Aktualisiert: 21.01.2020 um 09:24 Uhr
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In China breitet sich eine neue, grippeähnliche Lungenkrankheit aus, die zum Tod führen kann.
Foto: Keystone

Die durch das Coronavirus ausgelöste mysteriöse Lungenkrankheit in China hat einem weiteren Patienten das Leben gekostet. Wie das Gesundheitsministerium am Dienstag in Wuhan mitteilte, starb ein 89-jähriger Mann, der mit dem «China-Virus» infiziert war.

Damit sind bereits vier Menschen an dem Lungenfieber verstorben, alle in Wuhan. Zudem wurde das Virus bei mindestens 15 krankenhausangestellten in Wuhan nachgewiesen. Mit der Übertragbarkeit des Erregers auf Pflegepersonal bestätigten die Behörden, dass das Virus von Mensch zu Mensch übertragen werden kann. Zuvor war die Zahl der bestätigten Fälle sprunghaft auf mehr als 200 gestiegen. Bis Sonntag waren erst rund 60 Fälle offiziell. Die Dunkelziffer dürfte jedoch weit höher liegen. Auch aus dem nahen Asien werden erste Fälle gemeldet.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat für Mittwoch ein Krisentreffen in Genf einberufen. Ein Notfallkomitee wird sich mit der Krankheit befassen und darüber beraten, ob ein internationaler Gesundheitsnotstand ausgerufen wird. Die Angst vor einer globalen Pandemie wächst.

Erste Fälle auch in Thailand, Australien, Japan und Südkorea

Der Grossteil der Ansteckungen konzentriert sich weiter auf die 11-Millionen-Metropole Wuhan. Von den Patienten sind 35 schwer erkrankt, neun in einem kritischen Zustand. Forscher am Imperial College London gehen jedoch davon aus, dass die Ausbreitung der Krankheit viel grösser ist als bisher bekannt. Nach ihrer Wahrscheinlichkeitsrechnung schätzen die Experten die Zahl der Patienten auf mehr als 1700.

Laut der britischen Zeitung «The Sun» kämpft derzeit auch ein britischer Tourist in Thailand um sein Leben. Der 32-jährige Ash Shorley gilt als erstes westliches Opfer des chinesischen grippeähnlichen Coronavirus.

Shorly wurde in ein Krankenhaus in Phuket gebracht, nachdem er sich auf der Insel Koh Phi Phi mit einer Infektion in beiden Lungenflügeln angesteckt hatte. Es wäre der dritte Verdachtsfall in Thailand. Gemäss der «Bangkok Post» sind bereits ein Einheimischer und chinesischer Staatsbürger in Behandlung mit Verdacht auf das neuartige Coronavirus. Auch in Japan und Südkorea wurden erste Fälle nachgewiesen. In Brisbane befindet sich ein Patient mit Verdacht auf das Virus in Quarantäne.

Erhöhtes Ausbreitungsrisiko während chinesischem Neujahr

Der Ausbruch der Krankheit erfolgt ausgerechnet vor dem Mondneujahr, wenn Hunderte von Millionen Chinesen im Land reisen und ihre Familien besuchen gehen. Zudem fliegen auch zahllose Chinesen ins nahe Asien oder nach Übersee in die Ferien.

An verschiedenen internationalen Flughäfen, so zum Beispiel in Bangkok, wird bereits mit Scannern die Körpertemperatur von ankommenden Passagieren aus China gemessen. Verdachtsfälle kommen in Quarantäne. Schutzmassnahmen ergriffen auch Hongkong und Singapur sowie die Haupt-Flughäfen der US-Metropolen San Francisco, Los Angeles und New York.

Das Virus ist ein neuer sogenannter Coronavirusstamm, das dem Schweren Akuten Atemwegssyndrom (Sars) ähnlich ist, an dem in den Jahren 2002 bis 2003 fast 800 Menschen in China und Hongkong starben. Soweit starben an dem neuen Virus vier Menschen in China, darunter ein 69-jähriger Mann, bei dem die Krankheit Lungentuberkulose und Schäden an mehreren Organfunktionen verursachte. (kes)

Droht eine neue Pandemie?

Es gibt zahlreiche Parallelen zwischen der neuen mysteriösen Lungenkrankheit und Sars (Severe Acute Respiratory Syndrome). Bei der Sars-Pandemie in den Jahren 2002 und 2003 waren weltweit rund 8000 Menschen an der Lungenseuche erkrankt. Knapp 800 starben. Damals war der Ausbruch anfangs vertuscht worden, was eine schnelle Reaktion verhindert und die Verbreitung zunächst begünstigt hatte.

Ein 64 Jahre alter Mediziner hatte Sars im Februar 2003 vom chinesischen Festland nach Hongkong eingeschleppt und mehrere Gäste in seinem Hotel infiziert. Bald breitete sich die Krankheit weltweit aus. Am stärksten betroffen waren China, Hongkong, Taiwan, Singapur, Hanoi in Vietnam und Toronto in Kanada.

Das Sars-Virus sprang von Tieren auf Menschen über. Der enge Kontakt zwischen Mensch und Tier auf Märkten oder bei Schlachtungen in der dicht besiedelten chinesischen Provinz Guangdong hatte dafür gesorgt, dass sich das Sars-Virus ausbreiten konnte. Auch bei der neuen Erkrankung wurde diese Barriere überwunden.

Übertragung von Mensch zu Mensch?

Sars breitete sich dann über Husten und Niesen in der Bevölkerung aus. Beim aktuellen China-Virus wurde eine Übertragung von Mensch zu Mensch noch nicht nachgewiesen. Allerdings könne dies laut Forschern nicht ausgeschlossen werden. Wenn dies der Fall ist, dürfte die Zahl der Ansteckungen und Todesfälle drastisch steigen.

Chinas Gesundheitskommission mahnte in Peking zur Vorsicht, weil der Ursprung des neuen Typs von Coronavirus noch nicht gefunden sei. Auch sei nicht sicher, wie sich Menschen ansteckten: «Die Übertragung wird noch nicht völlig verstanden.»

Es wird vermutet, dass das neuartige Virus aus der Tierwelt kommt. Die anfänglichen Infektionen wurden mit einem inzwischen geschlossenen Fischmarkt in Wuhan in Verbindung gebracht, auf dem auch wilde Tiere verkauft wurden. Experten, so heisst es aus Peking, hielten den Ausbruch für «kontrollierbar». (kes)

Es gibt zahlreiche Parallelen zwischen der neuen mysteriösen Lungenkrankheit und Sars (Severe Acute Respiratory Syndrome). Bei der Sars-Pandemie in den Jahren 2002 und 2003 waren weltweit rund 8000 Menschen an der Lungenseuche erkrankt. Knapp 800 starben. Damals war der Ausbruch anfangs vertuscht worden, was eine schnelle Reaktion verhindert und die Verbreitung zunächst begünstigt hatte.

Ein 64 Jahre alter Mediziner hatte Sars im Februar 2003 vom chinesischen Festland nach Hongkong eingeschleppt und mehrere Gäste in seinem Hotel infiziert. Bald breitete sich die Krankheit weltweit aus. Am stärksten betroffen waren China, Hongkong, Taiwan, Singapur, Hanoi in Vietnam und Toronto in Kanada.

Das Sars-Virus sprang von Tieren auf Menschen über. Der enge Kontakt zwischen Mensch und Tier auf Märkten oder bei Schlachtungen in der dicht besiedelten chinesischen Provinz Guangdong hatte dafür gesorgt, dass sich das Sars-Virus ausbreiten konnte. Auch bei der neuen Erkrankung wurde diese Barriere überwunden.

Übertragung von Mensch zu Mensch?

Sars breitete sich dann über Husten und Niesen in der Bevölkerung aus. Beim aktuellen China-Virus wurde eine Übertragung von Mensch zu Mensch noch nicht nachgewiesen. Allerdings könne dies laut Forschern nicht ausgeschlossen werden. Wenn dies der Fall ist, dürfte die Zahl der Ansteckungen und Todesfälle drastisch steigen.

Chinas Gesundheitskommission mahnte in Peking zur Vorsicht, weil der Ursprung des neuen Typs von Coronavirus noch nicht gefunden sei. Auch sei nicht sicher, wie sich Menschen ansteckten: «Die Übertragung wird noch nicht völlig verstanden.»

Es wird vermutet, dass das neuartige Virus aus der Tierwelt kommt. Die anfänglichen Infektionen wurden mit einem inzwischen geschlossenen Fischmarkt in Wuhan in Verbindung gebracht, auf dem auch wilde Tiere verkauft wurden. Experten, so heisst es aus Peking, hielten den Ausbruch für «kontrollierbar». (kes)


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