Britische Politiker werfen dem Parlamentssprecher Einmischung in die Brexit-Diskussion vor
Ohrfeige für den «Ooordeeer»-Mann

Wie stark hat er die Brexit-Diskussion beeinflusst? Der britische Parlamentssprecher John Bercow steht plötzlich in der Kritik.
Publiziert: 29.08.2019 um 17:44 Uhr
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Aktualisiert: 30.08.2019 um 16:31 Uhr
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John Bercow sorgt in England für rote Köpfe.
Foto: AFP

«Ooordeeer!» Er war immer der Lustige, der Coole. Der, der das britische Unterhaus im Komödiantenstil durch die Brexit-Verhandlungen führte. Nun steht Parlamentspräsident John Bercow (56) plötzlich in der Kritik. Er sei schuld daran, dass Premierminister Boris Johnson (55) das Parlament ausgehebelt hat, damit der Brexit am 31. Oktober endlich Wirklichkeit wird.

Johnson hatte Königin Elizabeth II. diese Woche gebeten, die Sitzungsperiode des Parlaments von Mitte September bis Mitte Oktober zu unterbrechen, damit er sein neues Regierungsprogramm vorstellen könne. Johnson beteuerte: «Das Parlament wird die Chance haben, über das Regierungsprogramm und seinen Umgang mit dem Brexit vor dem EU-Gipfel zu debattieren, und am 21. oder 22. Oktober darüber abzustimmen.»

Ein Verfassungsverstoss

Die Suspendierung des Parlaments bringt Bercow auf die Palme. Er schimpfte die Aushebelung einen «Verfassungsverstoss» sowie ein «Verbrechen gegen den demokratischen Prozess». Bercow: «Es ist offensichtlich, dass das Parlament nun nicht mehr über den Brexit debattieren kann.»

Diese Aussagen wiederum verärgern Parlamentarier. Bercow habe die Meinung der Regierungsgegner unterstützt, obwohl er als Sprecher des Parlaments streng neutral sein müsste. So habe er unter anderem dazu beigetragen, dass Theresa Mays Austrittsvereinbarung scheiterte. Zudem habe er verhindert, dass die Abgeordneten über einen Änderungsantrag abstimmen konnten, der ein zweites Referendum ausgeschlossen hätte.

Kein Schiedsrichter

Kritiker halten Bercow weiter vor, in einer Ein-Mann-Mission den Brexit verhindern zu wollen. Er sei auch schon gesehen worden, wie er ein Auto fuhr, auf dem ein Kleber «Bollocks to Brexit» (Brexit ist Blödsinn) stand. Bercow erklärte, dass das Auto seiner Frau gehöre.

Tory-Politiker Andrew Bridgen (54) schimpft über Bercow: «Er ist ein Heuchler.» Er sei ein Sprecher, der «jede Seite über Unparteilichkeit aus dem Handbuch des Sprechers herausgerissen» habe. Sein Parteikollege Peter Bone (66) sagt: «Bercow ist kein Schiedsrichter, es sieht aus, als spiele er für eine der beiden Mannschaften.» (gf)

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Am 23. Juni 2016 stimmten 51,9 Prozent der Briten für den Austritt aus der EU. Seitdem findet ein langwieriger Prozess der Kompromissfindung zwischen britischer Politik und der EU statt. Am 31. Januar 2020 treten die Briten offiziell aus der EU aus. Behalten Sie den Überblick im Brexit-Chaos mit dem Newsticker von Blick.ch.

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Die komplette Brexit-Chronologie

Am 23. Juni 2016 stimmten 51,9 Prozent der Briten für den Austritt aus der EU. Seit diesem Zeitpunkt fand zwischen der EU und Grossbritannien aber auch innerhalb des Vereinigten Königreichs ein langwieriger politischer Prozess der Kompromissfindung statt. Mehrere Abgeordnete und sogar Premierminister traten aufgrund der Vertragsverhandlungen zurück. Am 31. Januar 2020 trat Grossbritannien schliesslich aus der EU aus.

BLICK zeigt die wichtigsten Stationen des chaotischen Prozesses seit dem Austrittsvotum der Briten auf.


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