Britische Verhaltensforscher haben die Flugrouten von Bienen hinsichtlich einer Frage untersucht, die es auch in der Mathematik gibt: Das sogenannte «Problem des Handlungsreisenden» beschreibt die Aufgabe, mehrere Orte so nacheinander zu besuchen, dass die gesamte Reisestrecke möglichst kurz ist, bis zurück zum Ausgangspunkt. Ein Problem, das Bienen tagtäglich lösen müssen, erklärt Joseph Woodgate von der Queen Mary Universität in London.
«Eine Biene startet ins Leben ohne eine Vorstellung der Aussenwelt. Sie verlässt das Nest und muss herausfinden, wo sie genügend Nahrung für sich und für das Nest findet. Ohne Karte oder dergleichen muss sie anhand ihrer Erinnerung herausfinden, wie sie verschiedene Blüten am besten anfliegt.»
Die Wissenschaftler haben einzelne Tiere markiert und dann ihre Flugrouten zwischen präparierten Futterstellen mit einem Radargerät aufgezeichnet. Die überraschende Feststellung: Nicht immer nahmen die Bienen dabei die insgesamt kürzeste Verbindung. Ein Verhalten, das auch bei Menschen beobachtet wird.
«Wir fanden heraus, dass sie sich von scheinbaren Abkürzungen sehr gern ablenken liessen. In mehr als der Hälfte der Fälle flogen sie einfach zur nächstgelegenen Blüte. Das hielt sie davon ab, die mathematisch beste Lösung zu ihrem Problem zu finden.»
Auch Menschen lassen sich, etwa beim Einkauf, von vermeintlich einfachen Lösungen ablenken.
Die Wissenschaftler erhoffen sich, mit ihren Erkenntnissen einerseits zum Naturschutz, andererseits auch zur Bestäubungs-Optimierung in der Landwirtschaft beitragen zu können.