Auf einen Blick
- Helen Dainty bereist die Welt mit nur 57 Franken pro Woche
- Sie durchwühlte Müllcontainer und arbeitete für Unterkunft und Verpflegung
- 28 Länder besucht, 83'000 Kilometer zurückgelegt, alle sieben Kontinente bereist
Wie hat sie das geschafft? Das ist die Frage, die Helen Dainty (46) wohl am häufigsten gestellt bekommt. Denn: Sie bereiste die Welt und gab dabei laut eigenen Angaben nur 50 Pfund (knapp 57 Franken) pro Woche aus.
Die Vollzeitreisende gab ihren Job in der Reisebranche 2018 auf und ist seitdem immer unterwegs. 28 Länder hat sie gesehen und dabei 83'000 Kilometer zurückgelegt. Für eine Weltumrundung braucht es ungefähr 40'000 Kilometer. «Ich habe also zwei Reisen um den Planeten gemacht», sagt die Mittvierzigerin dem Reiseportal «Luxury Travel Daily».
Notgroschen? Gerade einmal 1000 Franken
Ihre Ausgabenstrategie ist unglaublich simpel. Auf ihr Mini-Budget angesprochen, sagt sie: «Zu Beginn der Woche stecke ich mein Bargeld in mein Portemonnaie und dann kann ich meine Ausgaben im Auge behalten.» Eine Karte nutzt sie nur, um das Bargeld abzuheben.
Auch über das Fortbewegungsmittel ihrer Wahl spart die Engländerin viel Geld. «Als ich das Reisen mit dem Velo entdeckte, wurde mir klar, dass ich viel günstiger reisen konnte, wenn ich ein Zelt mitnahm.» Ihr Wochenbudget verdient sie mit einer Immobilie, die sie in der australischen Grossstadt Sydney vermietet.
Mittlerweile hat sie alle sieben Kontinente besucht. Selbst in der Antarktis war sie schon – ihr liebstes Reiseziel. Ihre Reise will sie fortsetzen, solange sie körperlich dazu in der Lage ist.
Helen Dainty gibt ihr Geld vor allem für drei Dinge aus: Essen, gelegentliche Übernachtungen in Gasthäusern und Aktivitäten. Für den Notfall, etwa wenn ihr geliebtes Velo repariert werden muss, verfügt sie über einen Notgroschen in Höhe von umgerechnet 1024 Schweizer Franken.
Supersparerin Helen Dainty tut alles, um ihr Budget einzuhalten
«Ich esse im Allgemeinen alles, was es vor Ort gibt, reichlich vorhanden und billig ist», erzählt sie. Im Nahen Osten ernährte sie sich beispielsweise vor allem von Hummus und Brot. «In Europa muss ich viel mehr von Bäckereien und vielleicht einer Dosensuppe am Abend, wenn es kalt ist, leben.»
Um ihr Budget ja nicht zu überschreiten, ergriff sie teilweise auch drastische Massnahmen. So durchwühlte sie schon Müllcontainer auf der Suche nach Nahrung, auch wenn sie sich zunächst dafür schämte. «Aber ich fand jede Menge hochwertige Backwaren, Obst und sogar Räucherlachs, alles in der Originalverpackung.»
Als ihr Velo Anfang des Jahres repariert werden musste und sie vorübergehend nicht reisen konnte, heuerte sie kurzerhand in einem italienischen «Bed and Breakfast» an. «Ich habe Betten geputzt, beim Servieren des Frühstücks geholfen – als Gegenleistung für Unterkunft und Verpflegung.»
Mittlerweile verdient sie zusätzlich zu den Mieteinnahmen auch ein wenig Geld über die Plattform Patreon. Dort dokumentiert sie ihr Reiseabenteuer, Abonnenten können dafür zahlen.
Ihr nächstes Ziel steht schon fest
So kann sich die Britin in Ländern, in denen sie sich beim Campen nicht sicher fühlt, eine Unterkunft leisten. Manchmal zeltete sie im Schnee, obwohl ihr für so kalte Nächte die Ausrüstung fehlt. Ihr Tipp: «Die Unterkünfte sind in Tunesien sehr günstig – und im Iran bekommt man für nur fünf Euro pro Nacht ein recht ordentliches Zimmer.»
Im kommenden Jahr plant Helen Dainty, nach Afrika zu reisen. Ihre Reise- und Abenteuerlust ist nach wie vor ungebrochen. «Es gibt so viele Orte, die ich besuchen möchte, so viele Erfahrungen, die ich machen möchte, so viele Gerichte, die ich probieren möchte, so viele Menschen, die ich kennenlernen möchte, so viele Kulturen, die ich verstehen möchte, und so viele Sprachen, die ich lernen möchte, dass ein Leben dafür gar nicht genug Zeit hat.»