EU-Fahne und Flagge Grossbritanniens wehen nebeneinander im Wind

Brexit wird wohl nicht die letzte sein
Die EU ist sich Krisen gewöhnt

Die EU ist in den vergangenen Jahrzehnten von zahlreichen Krisen erschüttert worden. Der bevorstehende EU-Austritt Grossbritanniens ist ein weiterer Meilenstein in der wechselvollen Geschichte der Europäischen Union.
Publiziert: 30.01.2020 um 15:19 Uhr
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Aktualisiert: 31.01.2020 um 15:38 Uhr
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Der Brexit reiht sich in eine Serie historischer Krisen ein und wird vermutlich auch nicht die letzte bleiben.

Politik des «leeren Stuhls» von de Gaulle

1965 zieht der französische Präsident Charles de Gaulle im Streit über die Finanzierung der gemeinsamen Agrarpolitik Frankreichs ständigen Vertreter aus Brüssel ab und blockiert sieben Monate lang die europäischen Institutionen.

Thatcher will ihr Geld zurück

Die britische Premierministerin Margaret Thatcher verlangt 1979 einen Rabatt für die Zahlungen ihres Landes an die EU. Mit ihrer Forderung «Ich will mein Geld zurück» («I want my money back!») setzt sich die «Eiserne Lady» schliesslich 1984 durch. Die Rabatt-Regelung, wonach Grossbritannien 66 Prozent seines Nettobeitrags an die EU zurückbekommt, ist bis heute gültig.

Dänisches Nein zum Maastricht-Vertrag

Die Dänen lehnen den EU-Vertrag von Maastricht zur europäischen Wirtschafts- und Währungsunion im Sommer 1992 ab. Sie stimmen dem Vertrag erst im zweiten Anlauf zu, nachdem Dänemark eine Reihe von Sonderrechten zugestanden worden war.

Rücktritt der EU-Kommission

1999 tritt die EU-Kommission unter dem Luxemburger Jacques Santer wegen massiver Korruptionsvorwürfe geschlossen zurück.

Sanktionen gegen Österreich

Als die konservative ÖVP im Jahr 2000 trotz Warnungen mehrerer EU-Staaten eine Koalition mit der rechtspopulistischen FPÖ bildet, beschliessen die übrigen 14 EU-Mitglieder Sanktionen gegen Wien. Die Neuauflage des Regierungsbündnisses aus Konservativen und Rechtspopulisten Ende 2017 zieht keine entsprechende Reaktion nach sich.

Nein zur EU-Verfassung

Die Franzosen und die Niederländer lehnen 2005 in Referenden den Entwurf einer EU-Verfassung ab. 2009 tritt schliesslich als Ersatz für den gescheiterten Verfassungsvertrag der Reformvertrag von Lissabon in Kraft.

Griechenland und die Eurokrise

Das hoch verschuldete Griechenland bekommt 2009 an den Finanzmärkten praktisch keine Kredite mehr und muss als erstes Euroland in der Schuldenkrise um internationale Hilfe bitten. Die Euro-Länder und der Internationale Währungsfonds (IWF) gewähren Griechenland Hilfskredite in Milliardenhöhe, im Gegenzug fordern sie harte Spar- und Reformmassnahmen. Später werden auch Irland, Spanien, Portugal und Zypern von einer Schuldenkrise erfasst.

Flüchtlingskrise bewältigen

Die Flüchtlingskrise stellt Europa 2015 vor grosse Herausforderungen. Mehr als eine Million Menschen erreichen über das Mittelmeer die italienische und griechische Küste. Daraufhin entbrennt ein heftiger Streit über die Verteilung der Flüchtlinge innerhalb der EU. Ungarn, Polen und Tschechien weigern sich seit Jahren, EU-Beschlüsse zur Verteilung von Flüchtlingen umzusetzen.

Grossbritannien und der Brexit

In einem Referendum stimmen die Briten im Juni 2016 mit knapper Mehrheit für einen EU-Austritt. Es folgen zähe Verhandlungen, mehrfach muss der Brexit verschoben werden. Im Juni 2019 tritt der Brexit-Hardliner Boris Johnson die Nachfolge der britischen Premierministerin Theresa May an. Seine Regierung schliesst eine neue Brexit-Vereinbarung mit Brüssel. Nach dem Wahlsieg der Tories bei der Parlamentswahl und der Verabschiedung des Brexit-Gesetzes im Unterhaus tritt Grossbritannien in der Nacht zum 1. Februar nun aus der EU aus. (SDA)


Geschichte der EU

In den vergangenen Jahrzehnten ist die Europäische Union stetig gewachsen. Nun verlässt erstmals ein Land die EU: Grossbritannien kehrt den 27 übrigen Mitgliedstaaten am Freitag nach 47 Jahren den Rücken. Die wichtigsten Etappen in der Geschichte der EU:

  • 1957: Deutschland, Frankreich, Italien, Belgien, die Niederlande und Luxemburg unterzeichnen die Verträge über die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) und die Europäische Atomgemeinschaft (Euratom); als Sammelbegriff bürgert sich Europäische Gemeinschaft (EG) ein.
  • 1973: Grossbritannien, Irland und Dänemark treten der EG bei.
  • 1979: Erste Direktwahlen zum Europäischen Parlament.
  • 1981: Griechenland wird zehntes Mitglied der EG.
  • 1986: Spanien und Portugal treten der EG bei.
  • 1993: Der Vertrag von Maastricht tritt in Kraft. Aus der Europäischen Gemeinschaft wird die Europäische Union (EU).
  • 1995: Mit dem Beitritt Österreichs, Schwedens und Finnlands steigt die Zahl der EU-Staaten auf 15.
  • 2004: Estland, Lettland, Litauen, Malta, Polen, die Slowakei, Slowenien, Tschechien, Ungarn und Zypern treten der EU bei, die nunmehr 25 Mitgliedstaaten zählt.
  • 2007: Bulgarien und Rumänien schliessen sich der EU an, die damit auf 27 Mitgliedstaaten anwächst.
  • 2013: Kroatien tritt als bislang letztes Land der EU bei.
  • 2020: Gut dreieinhalb Jahre nach dem Referendum über den EU-Austritt verlässt Grossbritannien als erster Mitgliedstaat die Europäische Union; die britische EU-Mitgliedschaft endet am 31. Januar um Mitternacht deutscher Zeit. (SDA)

In den vergangenen Jahrzehnten ist die Europäische Union stetig gewachsen. Nun verlässt erstmals ein Land die EU: Grossbritannien kehrt den 27 übrigen Mitgliedstaaten am Freitag nach 47 Jahren den Rücken. Die wichtigsten Etappen in der Geschichte der EU:

  • 1957: Deutschland, Frankreich, Italien, Belgien, die Niederlande und Luxemburg unterzeichnen die Verträge über die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) und die Europäische Atomgemeinschaft (Euratom); als Sammelbegriff bürgert sich Europäische Gemeinschaft (EG) ein.
  • 1973: Grossbritannien, Irland und Dänemark treten der EG bei.
  • 1979: Erste Direktwahlen zum Europäischen Parlament.
  • 1981: Griechenland wird zehntes Mitglied der EG.
  • 1986: Spanien und Portugal treten der EG bei.
  • 1993: Der Vertrag von Maastricht tritt in Kraft. Aus der Europäischen Gemeinschaft wird die Europäische Union (EU).
  • 1995: Mit dem Beitritt Österreichs, Schwedens und Finnlands steigt die Zahl der EU-Staaten auf 15.
  • 2004: Estland, Lettland, Litauen, Malta, Polen, die Slowakei, Slowenien, Tschechien, Ungarn und Zypern treten der EU bei, die nunmehr 25 Mitgliedstaaten zählt.
  • 2007: Bulgarien und Rumänien schliessen sich der EU an, die damit auf 27 Mitgliedstaaten anwächst.
  • 2013: Kroatien tritt als bislang letztes Land der EU bei.
  • 2020: Gut dreieinhalb Jahre nach dem Referendum über den EU-Austritt verlässt Grossbritannien als erster Mitgliedstaat die Europäische Union; die britische EU-Mitgliedschaft endet am 31. Januar um Mitternacht deutscher Zeit. (SDA)


Brexit-News

Am 23. Juni 2016 stimmten 51,9 Prozent der Briten für den Austritt aus der EU. Seitdem findet ein langwieriger Prozess der Kompromissfindung zwischen britischer Politik und der EU statt. Am 31. Januar 2020 treten die Briten offiziell aus der EU aus. Behalten Sie den Überblick im Brexit-Chaos mit dem Newsticker von Blick.ch.

Am 23. Juni 2016 stimmten 51,9 Prozent der Briten für den Austritt aus der EU. Seitdem findet ein langwieriger Prozess der Kompromissfindung zwischen britischer Politik und der EU statt. Am 31. Januar 2020 treten die Briten offiziell aus der EU aus. Behalten Sie den Überblick im Brexit-Chaos mit dem Newsticker von Blick.ch.

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