Mit weit mehr als 10'000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern war es eine der grössten spontanen Demonstrationen in der Stadt seit Jahren. Viele Teilnehmer trugen schwarze Kleidung und riefen Slogans gegen die Polizei wie «Genug Tötungen, Zeit zu reagieren!», wie Reporter der Nachrichtenagentur AFP berichteten.
Die Demonstrantin Ana Paula Brandao sagte, Franco habe «alles Neue repräsentiert, auf das die Menschen hoffen konnten - eine schwarze Frau aus den ärmlichen Gegenden, die dahin gelangte, wo sie uns repräsentieren konnte und für all die grossen Dinge kämpfte».
Auch in São Paulo gingen rund 10'000 Menschen auf die Strasse. Proteste gab es auch in der weit entfernten Amazonas-Stadt Belém.
Die 38-jährige Marielle Franco war am Mittwoch in Rio de Janeiro im Auto erschossen worden. Franco sass für die linke Partei Sozialismus und Freiheit (PSOL) im Stadtrat von Rio de Janeiro. Als Politikerin kritisierte sie das Vorgehen der Polizei in den Favelas und die Anordnung von Präsident Michel Temer, die Armee zur Bekämpfung der Gewalt in Rio einzusetzen.
Temer bezeichnete den Mord an Franco als «Angriff auf die Demokratie und die Rechtsstaatlichkeit». Er versprach volle Unterstützung durch die Bundesbehörden.
Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International forderte eine umfassende Untersuchung «der Hintergründe, des Motivs und der Verantwortlichkeit». Die Hilfsorganisation Brot für die Welt erklärte, der Mord zeige, «dass der Einsatz für Menschenrechte und Gerechtigkeit in Brasilien immer gefährlicher wird».