Brasilien-Mutante breitet sich aus
Warum Europa jetzt vor Malle-Touristen zittert

Wer will, darf Ostern auf Mallorca geniessen – ohne Quarantäne und Test-Zwang. Doch die Insel hat ein viel grösseres Problem als die aktuellen Fallzahlen.
Publiziert: 22.03.2021 um 12:25 Uhr
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Aktualisiert: 24.03.2021 um 13:06 Uhr
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Unter Palmen – und mit Risiko: Auf Mallorca grassiert bereits die brasilianische Variante P1.
Foto: DUKAS
Fabienne Kinzelmann

Auf dem Papier ist Mallorca eine Corona-Trauminsel. Der Ex-Corona-Hotspot verzeichnet nach Angaben der Regionalregierung von Freitag nur eine Sieben-Tage-Inzidenz von knapp 25! Zum Vergleich: In der Schweiz ist dieser Wert aktuell mehr als viermal so hoch.

In der Schweiz, in Deutschland und zahlreichen anderen Ländern stehen Mallorca und die anderen Balearen-Inseln, wo die Inzidenz sogar noch niedriger liegt, deshalb nicht mehr auf der Risikoliste. Besonders zu Ostern wird darum mit einem Touristen-Ansturm gerechnet. Auch aus Zürich gehen aktuell täglich zwei Flüge nach Palma de Mallorca.

Doch die niedrige Inzidenz verdeckt ein grosses Problem. Tatsächlich geht von der Insel eine riesige Gefahr für ganz Europa aus.

Bereits zwei P1-Fälle auf Mallorca

Der Grund: Hier grassiert bereits die Coronavirus-Variante P1, die aus Brasilien stammt. P1 ist ansteckender, tödlicher – und teilweise gegen Impfungen resistent. Vergangene Woche erfasste das Labor für Mikrobiologie im Krankenhaus Son Espases bereits zwei Fälle.

Auch in der Schweiz sind bereits mehrere P1-Fälle nachgewiesen worden. Doch dass sich die Variante auf der Ferieninsel, wo viele Touristen eng zusammenkommen, sich möglicherweise gegenseitig anstecken und anschliessend wieder in ihre Heimatländer fahren, verbreitet, ist eine schlechte Nachricht für Europa.

«Mutantenschmelztiegel», schimpfte Angela Merkels Kanzleramtschef Helge Braun (48, CDU) über das beliebte Urlaubsziel laut «Bild»-Informationen sogar in einer internen Schalte. Bringen Mallorca-Touristen das Virus zurück in ihre Heimatländer, könnte das die ohnehin langsame Impfkampagne europaweit zurückwerfen.

Lauterbach: «Brasilianische Mutante ist weltweite Bedrohung»

Experten sind alarmiert. «Die brasilianische Mutante P1 ist die grösste Gefahr bisher. Sie verbindet mehr Ansteckung, Sterblichkeit und Teil-Resistenz gegen Impfungen. Ist eine weltweite Bedrohung», twitterte der Gesundheitsexperte Karl Lauterbach (58, SPD) am frühen Montagmorgen.

Die brasilianische Virus-Variante reagiert offenbar nur schlecht auf die verfügbaren Impfstoffe. Nicht nur Astrazeneca schwächelt im Kampf gegen die Virus-Varianten. Nur von einer «moderaten Neutralisation» spricht der bekannte US-Gesundheitsexperte Eric Feigl-Ding (37) selbst in Hinblick auf die mRNA-Impfstoffe von Pfizer/Biontech und Moderna.

Brasiliens Gesundheitssystem wegen P1 vor Kollaps

Feigl-Ding warnt bereits seit längerem in Hinblick auf den steilen Anstieg der Fallzahlen in Brasilien eindringlich vor der Variante. «Wenn P1 weltweit ausser Kontrolle gerät, sind wir alle in Gefahr», twitterte er am Sonntag. «Ich kann nicht genug betonten, wie ernst die Krise in Brasilien ist.»

In Brasilien unter Staatschef Jair Bolsonaro (66), der das Corona-Virus seit Pandemie-Beginn verharmlost, steht das Gesundheitssystem wegen der Ausbreitung der Variante P1 bereits kurz vor dem Kollaps. Laut einer «CNN»-Analyse sind die Intensivbetten landesweit zu mehr als 80 Prozent belegt – am Freitag in 16 von 26 Staaten sogar zu mehr als 90 Prozent.

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