Obwohl sie nicht verwandt sind, sprechen Dschihadisten gerne von «Brüdern» im Kampf in Syrien – und schaffen sich so eine gemeinsame Identität.
Erstaunlich oft sind die «Brüder» tatsächlich Blutsverwandte. Wie gestern in Brüssel: Die Brüder El Bakraoui töteten mit ihren Selbstmordattentaten Dutzende – Ibrahim sprengte sich am Flughafen in die Luft, Khalid in der Metrostation Maelbeek.
Damit schliessen sie sich einer Reihe westlicher Terrorbrüder an: den Charlie-Hebdo-Killern Chérif und Saïd Kouachi, den Boston-Bombern Tamerlan und Dschochar Zarnajew, den Paris-Attentätern Brahim und Salah Abdeslam.
Laut des Think-Tanks «New America» hat mehr als ein Viertel westlicher Dschihad-Kämpfer Verwandte, die sich Islamisten in Syrien oder Irak angeschlossen haben. So rekrutierte der Drahtzieher der November-Anschläge in Paris, Abdelhamid Abaaoud, gar seinen damals erst 13-jährigen Bruder Younes.
«Bei der Rekrutierung spielen Verwandtschaft und Freundschaft die grösste Rolle – viel mehr als die Religion», sagte der belgische Professor für internationale Beziehungen, Rik Coolsaet, dem «Guardian». Er untersuchte in Belgien militante Netzwerke: «Es ist ein starkes Gruppenphänomen.»