Die indische Variante des Coronavirus – B.1.617.2 – ist nach Ansicht britischer Experten leichter übertragbar als die bisher vorherrschenden Virus-Varianten, inklusive der britischen Variante B.1.1.7. Das sagte der Premierminister Boris Johnson (56) bei einer Pressekonferenz am Freitag in London. Noch sei nicht klar, um wie viel schneller sich die Variante verbreite, so der konservative Politiker weiter. Im schlimmsten Fall stünden dem Land aber schwere Entscheidungen bevor.
Das Expertengremium SAGE, das die Regierung berät, geht davon aus, dass sich B.1.617.2 um bis zu 50 Prozent schneller ausbreiten könnte als B.1.1.7. Es sei davon auszugehen, dass die indische Variante in Grossbritannien dominant werde, fügte der medizinische Chefberater der Regierung Chris Whitty bei der Pressekonferenz mit Johnson hinzu.
Fallzahlen innert Wochenfrist verdoppelt
Insgesamt sind die Infektionszahlen in Grossbritannien mit einer landesweiten Sieben-Tage-Inzidenz von rund 23 sehr niedrig. Regional kam es aber in den vergangenen Wochen wieder zu einem Anstieg, der teilweise auf die indische Variante zurückgeführt wird. Laut Behördendaten hat sich die Zahl der in Grossbritannien nachgewiesenen Fälle der Variante B.1.617.2 innerhalb einer Woche auf gut 1300 Fälle verdoppelt. Noch schlägt sich das aber nicht in einer erhöhten Zahl von Krankenhauseinweisungen oder Todesfällen nieder.
Von Montag an sind weitere Öffnungsschritte geplant. Johnson sieht diesen Fahrplan bislang nicht in Gefahr, warnte aber, die für Ende Juni geplante Aufhebung aller Corona-Massnahmen könnte durch die indische Variante erschwert werden. Vorsorglich soll nun der Abstand zwischen Erst- und Zweitimpfung für die Gruppe der über 50-Jährigen von zwölf auf acht Wochen verkürzt werden. «Es gibt keine Hinweise darauf, dass die Impfstoffe weniger wirksam sind», so Johnson. (SDA)