Boris Johnson stellt illustre Brexit-Regierung zusammen
Wendehals, Hinterbänkler und der Bruder

Mit Boris Johnsons Einzug in der Downing Street bekommen die Brexit-Befürworter wieder Gewicht. Der neue Premierminister hat zahlreiche Gefallene in die Regierung geholt.
Publiziert: 26.07.2019 um 23:06 Uhr
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Aktualisiert: 29.07.2019 um 11:20 Uhr
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Am Mittwoch wurde Boris Johnson von der Queen mit der Regierungsbildung beauftragt.
Foto: Dukas
Fabienne Kinzelmann

Jünger, diverser, rechter. Das ist die Regierungsmannschaft, die sich Boris Johnson (55) für seine Mission zusammengestellt hat: Spätestens am 31. Oktober will er aus der EU raus.

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Dafür brauchte er Minister, die notfalls auch einen No-Deal-Brexit mittragen. Viel Auswahl hatte er nicht. Zahlreiche von Theresa Mays (62) Kabinettsmitgliedern haben diese Zielsetzung schon vorab ausgeschlossen. Sie machten mit ihm quasi Schluss, bevor die Queen den umstrittenen Ex-Aussenminister am Mittwoch überhaupt zum Premier ernannt hat

Das ist Johnsons neue Regierung

Dem Brexit-Hardliner mit dem blonden Strohkopf blieb somit nur der Rückgriff auf zahlreiche Willige aus dem Brexit-Lager, die ihre Chance zum politischen Aufstieg witterten. Als Chefberater hat er sich zudem Dominic Cummings (47) eingestellt – den Kopf hinter der Pro-Brexit-Kampagne 2016.

So wurde aus Johnsons Regierungsmannschaft eine ziemlich illustre Runde

1. Der Wendehals

Finanzminister Sajid Javid (49), Sohn pakistanischer Einwanderer, verehrt Tory-Ikone Margaret Thatcher. Der Ex-Investmentbanker war gegen den EU-Ausstieg, schwenkte nach dem Referendum aber um.

2. Der Ex-Brexit-Minister

Aussenminister Dominic Raab (45) steigt als Boxer privat gern in den Ring, als Brexit-Minister schmiss er 2018 jedoch schon nach wenigen Monaten hin. Raab ist auch Johnsons Stellvertreter. 

3. Die Hardlinerin

Innenministerin Priti Patel (47) ist eine waschechte Konservative. Die Tochter indischstämmiger Eltern aus Uganda vertritt wie Raab und Javid eine harte Linie im Brexit-Streit und ist gegen die gleichgeschlechtliche Ehe.

4. Der Hinterbänkler

Mays Erzfeind Jacob Rees-Mogg (50) mischte die Brexit-Debatte als Hinterbänkler auf, jetzt ist er Minister für Parlamentsangelegenheiten. Der sechsfache Vater und Katholik lehnt Mays Brexit-Deal strikt ab – genauso wie die Homo-Ehe.

5. Der Bruder

Jo Johnson (47) ist der jüngere Bruder des neuen Primeministers – und klar dafür, dass Grossbritannien in der EU bleibt. Brexit-Hardliner Boris Johnson machte ihn trotzdem zum Staatssekretär im Wirtschaftsministerium. Blut ist eben dicker als die eigene Agenda.

Barnier mauert, Juncker schickt seine Telefonnummer

Der neue Premierminister rief in seiner Antrittsrede vor dem Unterhaus einen Neubeginn aus. Er will das Vereinigte Königreich zum «grossartigsten Land der Welt» machen – ob mit Deal oder ohne.

Die Antwort aus Brüssel kam postwendend. Brexit-Chefunterhändler Michel Barnier (68) empfahl den Staats- und Regierungschefs der EU, angesichts von Johnsons «eher kämpferischer» erster Rede Ruhe zu bewahren und zusammenzuhalten. Den irischen Backstop aus dem EU-Deal streichen zu wollen, sei «inakzeptabel».

Was ist der Backstop?

Das ursprüngliche Abkommen sieht für Nordirland eine spezielle Zollunion mit der EU vor. Damit sollte eine harte Grenze auf der irischen Insel verhindert werden. Sollte vor dem Austritt Grossbrittaniens aus der EU am 29. März kein Vertrag zustande, kommt der sogenannte Backstop zum Zug.

Die Übergangsmassnahme soll eine harte Grenze auf der Insel verhindern, indem Nordirland teil des EU-Binnenmarktes bliebe.

Doch vor allem dieser Backstop stösst bei Unionisten und Konservativen in England auf Widerstand. Denn mit einem Backstop verliefe die EU-Aussengrenze zwischen Irland und Grossbritannien in der irischen See. Exporte aus England nach Nordirland wären dann nicht mehr so einfach möglich und würde der britischen Wirtschaft schaden.

Größter Streitpunkt der Brexit-Verhandlungen ist der sogenannte Backstop.

Das ursprüngliche Abkommen sieht für Nordirland eine spezielle Zollunion mit der EU vor. Damit sollte eine harte Grenze auf der irischen Insel verhindert werden. Sollte vor dem Austritt Grossbrittaniens aus der EU am 29. März kein Vertrag zustande, kommt der sogenannte Backstop zum Zug.

Die Übergangsmassnahme soll eine harte Grenze auf der Insel verhindern, indem Nordirland teil des EU-Binnenmarktes bliebe.

Doch vor allem dieser Backstop stösst bei Unionisten und Konservativen in England auf Widerstand. Denn mit einem Backstop verliefe die EU-Aussengrenze zwischen Irland und Grossbritannien in der irischen See. Exporte aus England nach Nordirland wären dann nicht mehr so einfach möglich und würde der britischen Wirtschaft schaden.

Als Vermittler bietet sich dafür der scheidende Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker (64) an. Am Donnerstag gab er Johnson seine private Telefonnummer. Dieser kann den Noch-EU-Chef so jederzeit auf dessen alten Klapphandy erreichen. Für den Fall «dass das Vereinigte Königreich reden wolle».

Brexit-News

Am 23. Juni 2016 stimmten 51,9 Prozent der Briten für den Austritt aus der EU. Seitdem findet ein langwieriger Prozess der Kompromissfindung zwischen britischer Politik und der EU statt. Am 31. Januar 2020 treten die Briten offiziell aus der EU aus. Behalten Sie den Überblick im Brexit-Chaos mit dem Newsticker von Blick.ch.

Am 23. Juni 2016 stimmten 51,9 Prozent der Briten für den Austritt aus der EU. Seitdem findet ein langwieriger Prozess der Kompromissfindung zwischen britischer Politik und der EU statt. Am 31. Januar 2020 treten die Briten offiziell aus der EU aus. Behalten Sie den Überblick im Brexit-Chaos mit dem Newsticker von Blick.ch.

Die komplette Brexit-Chronologie

Am 23. Juni 2016 stimmten 51,9 Prozent der Briten für den Austritt aus der EU. Seit diesem Zeitpunkt fand zwischen der EU und Grossbritannien aber auch innerhalb des Vereinigten Königreichs ein langwieriger politischer Prozess der Kompromissfindung statt. Mehrere Abgeordnete und sogar Premierminister traten aufgrund der Vertragsverhandlungen zurück. Am 31. Januar 2020 trat Grossbritannien schliesslich aus der EU aus.

BLICK zeigt die wichtigsten Stationen des chaotischen Prozesses seit dem Austrittsvotum der Briten auf.


Am 23. Juni 2016 stimmten 51,9 Prozent der Briten für den Austritt aus der EU. Seit diesem Zeitpunkt fand zwischen der EU und Grossbritannien aber auch innerhalb des Vereinigten Königreichs ein langwieriger politischer Prozess der Kompromissfindung statt. Mehrere Abgeordnete und sogar Premierminister traten aufgrund der Vertragsverhandlungen zurück. Am 31. Januar 2020 trat Grossbritannien schliesslich aus der EU aus.

BLICK zeigt die wichtigsten Stationen des chaotischen Prozesses seit dem Austrittsvotum der Briten auf.


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