Boris Johnson ist schon der 20. Premier, der aus dem elitären Knabeninternat Eton stammt
Eine Klasse für sich

Wer in der britischen Politik was wird, war vorher auf der Privatschule Eton. Johnson ist bereits der 20. Premier, der das elitäre Jungsinternat besuchte.
Publiziert: 05.09.2019 um 23:00 Uhr
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Aktualisiert: 06.09.2019 um 09:39 Uhr
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Prinz Harry (M.) zu Schulzeiten: Wer es sich leisten kann, schickt sein Kind aufs elitäre Eton College.
Foto: Tim Graham/Getty Images
Fabienne Kinzelmann

Er droht mit dem No-Deal-Brexit, schickt das Parlament in Zwangspause und grinst dabei, als handle sich das alles nur um einen Bubenstreich. Dabei hat Boris Johnson (55) die Zukunft des Vereinigten Königreichs in der Hand. Woher kommt das Selbstbewusstsein, das der britische Premierminister an den Tag legt?

Langjährige Beobachter haben darauf eine Antwort: von der elitären Privatschule, die Johnson besucht hat. Das Jungsinternat Eton College in der englischen Grafschaft Berkshire ist der bevorzugte Ort reicher Familien, um ihre Sprösslinge ausbilden zu lassen.

Perfekte Voraussetzungen für eine politische Karriere

«Die erhalten hier drei Dinge: auffälliges Benehmen, rhetorische Brillanz und ein gewaltiges Ego», sagt der St. Galler Historiker Caspar Hirschi. An der Uni lernten sie später das Trinken. «Alles eignet sich perfekt für eine politische Karriere.»

Boris Johnson ist bereits der 20. Premier, der Eton besucht hat. «Grossbritannien wird von einer kleinen, privilegierten Elite regiert», sagt Hirschi, der als Dozent an der elitären Universität Cambridge ehemalige Privatschüler unterrichtet hat. Prinz Harry (34) hat Eton besucht, genauso wie Ex-Ministerpräsident David Cameron (52).

Mit ihm ist Johnson angeblich befreundet. Doch es ist kein Geheimnis, dass Johnsons Widerstreit mit seinem Rivalen aus Schulzeiten die Briten ins Brexit-Chaos schlittern liess. Londons beliebter Ex-Bürgermeister schlug sich erst auf die Seite der Austrittsbefürworter, als er beim Brexit-Referendum die Chance witterte, Cameron als Premierminister abzulösen.

Schon mit 13 hatte Johnson eine beunruhigende Neigung

«Johnson ist ein unberechenbarer Polit-Clown, der Brexit ist für ihn nur Mittel zum Zweck», sagt Caspar Hirschi. Der Mann mit dem blonden Haarmopp wolle nur drei Dinge: «Macht ausüben, seine Gegner erniedrigen und gute Unterhaltung bieten.»

Mit 13 kam Johnson nach Eton. Schon damals sei er grossspurig aufgetreten, offenbarte ein Ex-Klassenkamerad in einem Artikel. Johnson habe ein «linkisches Selbstvertrauen» an den Tag gelegt – und eine «beunruhigende Neigung zu einer unmittelbar bevorstehenden Selbstschädigung, die einem das Gefühl vermittelte, der Junge sei gerade aus einer psychiatrischen Einrichtung entlassen worden».

Wegen Eton haben Cameron und Johnson viel gemeinsam

Was für ein Mensch wird jemand, der sich so jung schon zu Höherem berufen fühlt? Der aufgrund seines Reichtums, seiner Bildung und seines Elternhauses kaum Widerstand überwinden muss?

«So jemand überschätzt sich leicht und lässt sich, wenn er Verantwortung hat, zu Dingen hinreissen, die er nicht mehr kontrollieren kann», sagt Historiker Hirschi. «Das war bei Cameron so und ist nun bei Johnson nicht anders. Beide sind verwöhnte Hasardeure, die nie die Suppe auslöffeln mussten, die sie anrichten.»

Keine Neuwahlen für das britische Parlament
0:59
Nach Antrag von Johnson:Keine Neuwahlen für das britische Parlament

Am Donnerstag betonte der Premier, dass er an seinem Plan festhalte, die EU am 31. Oktober zu verlassen. «Aus Johnsons Sicht ist gut fürs Land, was ihn an der Macht hält. Ein No-Deal-Crash scheint dafür am aussichtsreichsten», sagt Hirschi. Denn dann könne der Premierminister sagen, er habe den versprochenen Brexit «geliefert». Die Risiken für die Wirtschaft seien dem bestens ausgebildeten Politiker egal. «Ist der Schaden da, kann er immer noch die EU verantwortlich machen.»

Brexit-News

Am 23. Juni 2016 stimmten 51,9 Prozent der Briten für den Austritt aus der EU. Seitdem findet ein langwieriger Prozess der Kompromissfindung zwischen britischer Politik und der EU statt. Am 31. Januar 2020 treten die Briten offiziell aus der EU aus. Behalten Sie den Überblick im Brexit-Chaos mit dem Newsticker von Blick.ch.

Am 23. Juni 2016 stimmten 51,9 Prozent der Briten für den Austritt aus der EU. Seitdem findet ein langwieriger Prozess der Kompromissfindung zwischen britischer Politik und der EU statt. Am 31. Januar 2020 treten die Briten offiziell aus der EU aus. Behalten Sie den Überblick im Brexit-Chaos mit dem Newsticker von Blick.ch.

Der Brexit-Fahrplan: Was kommt als nächstes?

Wenige Wochen vor dem geplanten EU-Austritt Grossbritanniens am 31. Oktober geht das Ringen um den Brexit in die heisse Phase. Diese Termine lassen sich absehen:

  • 24. September
    Entscheid des Supreme Courts über die Zwangspause der Parlaments.
     
  • 25. September
    Nach dem höchstrichterlichen Urteil in Grossbritannien gegen die von der Regierung verfügte fünfwöchige Zwangspause des Parlaments kommen die Abgeordneten früher wieder zusammen.
     
  • Expertengespräche Grossbritanniens mit der EU über Änderungen am Austrittsvertrag in Brüssel.
     
  • 29. September bis 2. Oktober
    Parteitag der regierenden britischen Konservativen in Manchester.
     
  • 15. Oktober
    In Luxemburg wollen die verbliebenen 27 EU-Länder auf Ministerebene über den Brexit beraten
     
  • 17. und 18. Oktober
    EU-Gipfel der Staats- und Regierungschefs.
     
  • 19. Oktober
    Frist im Gesetz gegen No-Deal-Brexit läuft ab. Sollte bis dahin kein Austrittsabkommen ratifiziert sein, muss der britische Premierminister eine Verschiebung des Brexits beantragen.
     
  • 31. Oktober
    Voraussichtlich letzter Tag der britischen EU-Mitgliedschaft.

(SDA)

 

Wenige Wochen vor dem geplanten EU-Austritt Grossbritanniens am 31. Oktober geht das Ringen um den Brexit in die heisse Phase. Diese Termine lassen sich absehen:

  • 24. September
    Entscheid des Supreme Courts über die Zwangspause der Parlaments.
     
  • 25. September
    Nach dem höchstrichterlichen Urteil in Grossbritannien gegen die von der Regierung verfügte fünfwöchige Zwangspause des Parlaments kommen die Abgeordneten früher wieder zusammen.
     
  • Expertengespräche Grossbritanniens mit der EU über Änderungen am Austrittsvertrag in Brüssel.
     
  • 29. September bis 2. Oktober
    Parteitag der regierenden britischen Konservativen in Manchester.
     
  • 15. Oktober
    In Luxemburg wollen die verbliebenen 27 EU-Länder auf Ministerebene über den Brexit beraten
     
  • 17. und 18. Oktober
    EU-Gipfel der Staats- und Regierungschefs.
     
  • 19. Oktober
    Frist im Gesetz gegen No-Deal-Brexit läuft ab. Sollte bis dahin kein Austrittsabkommen ratifiziert sein, muss der britische Premierminister eine Verschiebung des Brexits beantragen.
     
  • 31. Oktober
    Voraussichtlich letzter Tag der britischen EU-Mitgliedschaft.

(SDA)

 

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