Sein Traum stand zwei Jahre lang im Netz: Ein ländliches Anwesen aus dem 19. Jahrhundert im berühmten Weingebiet Monferrato im Piemont (I). Top restauriert. 450 Quadratmeter Wohnfläche und 30'000 Quadratmetern Land mit Pferdeställen. Giovanni V.* (55) steckt ein Vermögen in den Hof in Quargnento bei Alessandria. Seit 2017 steht die Luxusimmobilie zum Verkauf. Doch niemand will sie haben. Selbst nicht, als Giovanni V. schliesslich den Preis von 750'000 auf 250'000 Euro senkt.
Der gebürtige Süditaliener erstickt in Schulden. Da kommt Giovanni V. eine teuflische Idee. Er lässt den Hof auf 1,5 Mio. Euro versichern. Am Abend des 4. Novembers 2019 platziert der ehemalige Reiseveranstalter insgesamt sieben Gasflaschen mit Zeitzünder in den zwei Hauptgebäuden. Um 1.30 Uhr soll der ganze Laden in die Luft gehen. Und Giovanni V. kann die Versicherungssumme kassieren.
Erste Bombe ging zu früh hoch
Doch sein Plan endet in einer Katastrophe. Gegen Mitternacht kommt es versehentlich zu einer ersten kleineren Explosion. Das erste Haus brennt. Die Feuerwehr rückt an. Was sie nicht ahnt: Im zweiten Haus ticken noch fünf weitere Bomben. Die gehen genau eine Stunde später hoch. Drei Feuerwehrleute sterben, drei weitere werden verletzt.
Die Polizei erkennt schnell: Das war kein Unfall, sondern ein gezielter Anschlag. Giovanni V. wird befragt. Er weist zu Beginn jede Schuld von sich. Jemand habe ihm schaden wollen. Viele Leute würden ihn um seinen Erfolg beneiden, so der Süditaliener zu den Beamten.
Bombenbastler gesteht nach sechs Stunden Befragung
Eine Hausdurchsuchung bei Giovanni V. widerlegt seine Version aber schnell. Im Nachttisch seines Schlafzimmers findet die Spurensicherung eine Anleitung zum Bau von Zeitzündern. V. kann sich nicht mehr herausreden. Nach sechs Stunden Verhör gesteht der Bombenbastler in der Nacht auf Sonntag: «Ja, ich habe meinen Hof sprengen wollen. Aber», so beteuert er, «ich wollte nicht, dass irgendjemand stirbt. Ich wollte die Feuerwehrleute nicht töten.»
Kein Pardon kennt der Staatsanwalt. Die zweite Explosion, bei der die Männer ums Leben kamen, sei gegen ein Uhr erfolgt, so Chefankläger Enrico Cieri zu italienischen Medien: «V. hätte noch eine halbe Stunde Zeit gehabt, die Tragödie zu verhindern.»
Ehepaar wollte 1,5 Mio. Euro von der Versicherung kassieren
«Das Ehepaar V. hatte Schulden in Höhe von mehreren hunderttausend Euro», erklärt der Staatsanwalt. Seit Jahren habe Giovanni V. keine Versicherungsbeiträge mehr gezahlt, dann aber im August plötzlich eine neue Police auf 1,5 Mio. Euro abgeschlossen. Das habe ihn sehr verdächtig gemacht. «Sein Plan war, die Tat angeblichen Neidern in die Schuhe zu schieben, oder jenen, denen er Geld schuldete», so der Ankläger weiter.
Dem Süditaliener werden nun versuchter Versicherungsbetrug, mehrfache absichtliche Tötung und Körperverletzung vorgeworfen. Seine Frau Antonella P.* muss sich wegen Mitwisserschaft verantworten.
* Namen der Redaktion bekannt