Was ist nur mit den Schweizer Touristen in Asien los? Sie verwüsten Hotelzimmer, belästigen Flugbegleiterinnen, sprechen Drohungen aus oder drögeln sich in den Knast. Jüngstes Beispiel: Andre S. (39) aus dem Aargau. Gestern versucht er in Phuket mit zwei neun Millimeter Kugeln und einem leeren Pistolenmagazin in den Flieger zu steigen. Doch er hat die Rechnung ohne den Gepäckscanner gemacht. Dieser schlägt Alarm und die Polizei nimmt S. noch am Flughafen in Gewahrsam. Ein Bild zeigt den Schweizer umringt von neun Sicherheitsleuten.
Anderer Tag, gleiches Land – und wieder sorgt ein Schweizer für Ärger: Der Glarner Reto S. (38) sitzt in Bangkok bereits im Flieger, als die Situation eskaliert. Laut thailändischen Medien droht er vergangenen Freitag damit, «eine Bombe zu zünden». Alle Passagiere werden aus dem Flieger geholt, der Airbus A319 nach Sprengstoff abgesucht. Reto S. kommt in Untersuchungshaft, ihm drohen bis zu fünf Jahre Gefängnis.
Mit einer noch härteren Strafe muss N. B. rechnen: Mitte August verhaften thailändische Behörden den 51-jährigen Schweizer zusammen mit seiner thailändischen Freundin. In der gemeinsamen Wohnung in Chiang Mai stellen die Beamten ein Tütchen Crystal Meth, 34 Portionen Cannabis sowie Drogenutensilien sicher. Die Verhafteten geben an, die Drogen von Touristenführern gekauft zu haben.
Drogenkonsum und -besitz können in Thailand mit lebenslanger Haft geahndet werden. Auf Drogenhandel steht sogar die Todesstrafe.
Cathay-Pacific-Flug CX382, 8. September: Zwei Gläser Rotwein und ein Weisser reichen, um Rolf R.s (46) Sinne zu vernebeln. Während der Essensausgabe in der Economy Class presst der Schweizer Tourist seinen Unterkörper an eine der Stewardessen – als die sich wehrt, packt er eine zweite um die Hüfte. Als die Vorgesetzte den Passagier verwarnen will, greift er ihr an den Hintern. In Hongkong klicken die Handschellen. Ein Gericht verurteilt den Grapscher später zu 30 Tagen Gefängnis.
Nicht auf Frauen, dafür auf Hotelzimmer hatte es ein Schweizer Tourist in Myanmar abgesehen. In der Stadt Yangun checkt er Ende November in vier verschiedene Luxus-Häuser ein und zertrümmert das Mobiliar. Zuerst muss ein Hotelzimmer im Sule Shangri-La dran glauben. Anschliessend gehts weiter in die Vier-Sterne-Hotels Clover und Sedona, bevor der Hotel-Schreck im Parkroyal zum vorerst letzten Mal auf den Putz haut. Die Behörden schaffen den Möchtegern-Rockstar ausser Landes.
Solche Fälle ärgern Niki Geissbühler. Seit 13 Jahren lebt der Schweizer in Thailand und arbeitet dort für «Swiss Support Swiss», eine Organisation die vor Ort in Notlage geratene Schweizer unterstützt. Die genannten Fälle sind ihm bekannt, äussern will er sich konkret nicht dazu.
Generell findet er, solche Rüpel würden ein schlechtes Licht auf alle Schweizer Touristen werfen – erst recht in Thailand. «Wenn hier etwas passiert, schwingen Vorurteile mit. Das schlechte Image von Thailand-Touristen ist ohnehin gegeben», so Geissbühler.
«Ob in Thailand oder anderswo, man sollte sich immer benehmen. Erst recht, wenn man Gast ist in einem Land.» Und der Experte warnt: «Die Gesetze in Asien sind streng. Gefängnisstrafen werden schnell verhängt. Da wird man auch als Schweizer nicht gehätschelt.» (mad)