Die im Niger Geflohenen harrten inzwischen unter dramatischen Umständen in drei Ortschaften im Südosten des Landes aus, teilten die Vereinten Nationen am Mittwoch mit. Die Menschen waren zuvor aufgefordert worden, die Inseln aus Sicherheitsgründen zu verlassen.
«Diese Menschen sitzen nun dort ohne jeden Schutz», sagte ein UNO-Mitarbeiter der Nachrichtenagentur AFP. Es gebe keine Zelte oder anderen Unterkünfte für die Flüchtlinge, die damit der sengenden Sonne und Sandstürmen ausgeliefert seien.
Viele Menschen müssten zudem ohne Trinkwasser auskommen. Eine nigrische Augenzeugin sagte dem Fernsehsender «Bonferey», bereits auf der Flucht seien fünf Menschen verdurstet. Im Ort N'Guigmi, wo etwa 12'000 Menschen Zuflucht fanden, fand am Dienstag die erste Ausgabe von Getreiderationen statt.
Bei einem Angriff von Boko Haram auf einen nigrischen Militärposten auf einer Insel im Tschadsee am 25. April waren mindestens 74 Menschen getötet worden, darunter 28 Zivilisten. Es war die bislang tödlichste Attacke im Niger, seit das Land Anfang Februar in den Konflikt mit den ursprünglich aus Nigeria stammenden Extremisten eingegriffen hatte.
Die nigerianische Armee hat nach eigenen Angaben 25 weitere Geiseln aus der Gewalt von Boko Haram befreit. Wie der Generalstab am Mittwoch mitteilte, wurden bei dem Einsatz im Sambisa-Wald im nordöstlichen Bundesstaat Borno am Dienstag mehrere Extremisten getötet und sieben ihrer Camps zerstört. 25 Frauen und Kinder wurden demnach in Sicherheit gebracht.
Unter den Soldaten habe es vier Verletzte gegeben. Die Armee werde ihre Suche nach «Terroristen, Waffen und Geiseln» fortsetzen, hiess es weiter.
Bereits in den vergangenen Tagen hatten die nigerianischen Streitkräfte eigenen Angaben zufolge mehr als 700 Geiseln aus der Gefangenschaft der Rebellengruppe befreit. Von ihnen wurden 275 Frauen und Kinder in Spitäler und Camps in Yola im benachbarten Bundesstaat Adamawa gebracht.
Das Militär konnte bisher nicht sagen, ob unter den Befreiten auch einige der von Boko Haram im April 2014 verschleppten Schülerinnen aus der Stadt Chibok sind. Die Verschleppung von zunächst 276 Schülerinnen hatte weltweit für Bestürzung gesorgt. Von ihnen befanden sich zuletzt noch 219 in der Gewalt der islamistischen Extremisten.
Der scheidende Präsident Goodluck Jonathan war damals für seine zögerliche Reaktion auf die Entführung scharf kritisiert worden. Sein Ende März gewählter Nachfolger Muhammadu Buhari kündigte ein entschiedenes Vorgehen an, um die Islamistengruppe zu besiegen. Der frühere Militärmachthaber tritt sein Amt Ende Mai an.
Boko Haram kämpft mit Gewalt für einen islamischen Staat im mehrheitlich muslimischen Norden Nigerias. Seit dem Jahr 2009 tötete die Gruppe bei Angriffen auf Polizei, Armee, Kirchen und Schulen mehr als 15'000 Menschen. Das nigerianische Militär wird im Kampf gegen Boko Haram von Truppen aus den Nachbarländern Kamerun, Niger und Tschad unterstützt.