Boko-Haram-Attacke in Nigeria
Sie killten eine Schwangere, während sie gebar

Bei einem Grossangriff im Norden Nigerias hat Boko Haram Augenzeugen-Berichten zufolge Hunderte Menschen getötet und Tausende Häuser niedergebrannt. Satellitenaufnahmen, veröffentlicht von Amnesty International, zeigen das Ausmass der Zerstörung.
Publiziert: 15.01.2015 um 05:04 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 18:52 Uhr
Die Ortschaft Doro Gowon vor (oben) und nach dem Boko-Haram-Angriff.
Foto: Amnesty International

Die Gräueltaten der Terror-Sekte Boko Haram lassen erschaudern. Bei der Grossoffensive auf Baga und über ein Dutzend umliegende Gemeinden im Norden Nigerias kamen Augenzeugen zufolge Hunderte Menschen ums Leben. Alleine in der kleinen Stadt Baga wurden über 600 Gebäude teilweise zerstört oder ganz niedergebrannt. Tausende flohen. Das schreibt die Menschenrechts-Organisation Amnesty International in einem heute veröffentlichten Report, der auf Berichten von Augenzeugen und der Auswertung von Satellitenaufnahmen basiert.

Anfang Januar hatte die Terrorsekte zum Angriff geblasen. «Von allen Boko-Haram-Angriffen, die von Amnesty International untersucht worden sind, ist es die bislang grösste und zerstörerischste. Es stellt einen vorsätzlichen Angriff auf Zivilisten dar, deren Zuhause, Spitäler und Schulen jetzt brennende Ruinen sind», wird Daniel Eyre zitiert, Nigeria-Experte der Organisation.

Wie viele Opfer genau zu beklagen sind, ist nicht abzuschätzen. Bewaffnete Boko-Haram-Kämpfer versperren den Zugang zu den zerstörten Dörfern. Dennoch dringen Augenzeugenberichte an die Öffentlichkeit.

«Wohin wir auch blickten, überall waren Leichen»

«Sie brachten so viele Menschen um. Ich sah vielleicht etwa 100 Tote in Baga. Ich rannte in den Busch. Während wir rannten, schossen und töteten sie», zitiert Amnesty International einen Mann. Ein anderer Augenzeuge erzählt: «Wohin wir auch blickten, überall waren Leichen.»

Auch Kleinkinder sollen ermordet worden sein, ja sogar eine schwangere Frau, die gerade entband. Die Hälfte des Körpers des Neugeborenen sei bereits zu sehen gewesen, als die Killer schossen, erzählt ein Anwohner.

Diese Berichte sind momentan kaum verifizierbar. Satellitenaufnahmen von vor wenigen Tagen und heute zeigen jedoch, dass kaum übertrieben worden sein dürfte (siehe oben). «Diese detaillierten Bilder zeigen die katastrophalen Ausmasse der Zerstörung in zwei Dörfern, eines davon wurde innerhalb von vier Tagen fast ausradiert», sagt Amnesty-International-Experte Eyre. (lha)

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