Nach der Affäre um das Schmähgedicht gegen den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan hat sich der deutsche Satiriker aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Jetzt meldet er sich zurück – und kritisiert die deutsche Kanzlerin Angela Merkel scharf: «Die Bundeskanzlerin darf nicht wackeln, wenn es um die Meinungsfreiheit geht», sagt er in einem Interview mit der «Zeit», die morgen erscheint. «Doch stattdessen hat sie mich filetiert, einem nervenkranken Despoten zum Tee serviert und einen deutschen Ai WeiWei aus mir gemacht.»
Merkel hatte sich zuerst hinter Erdogan gestellt und das Gedicht dem türkischen Ministerpräsidenten Ahmed Davutoglu als «bewusst verletzend» bezeichnet. Dies bereute sie später: «Das war im Rückblick betrachtet ein Fehler», räumte Merkel ein. Ihre Kritik am Schmähgedicht habe zum Eindruck geführt, ihr seien Meinungs- und Pressefreiheit nicht mehr wichtig, so Merkel. Das sei aber nicht so.
Böhmermann äussert im Interview über sein Leben in den letzten Wochen der totalen Abschottung, seine Bitte an Kanzleramtsminister Peter Altmaier um Hilfe, seine Rolle als Auslöser einer Staatskrise sowie seine Erwartungen an den Prozess, der auf ihn zukommt, äussert. Dies kündigt die «Zeit» auf ihrer Website an. (rey)