Ein Amoklauf, der 37 Todesopfer in Thailand forderte, versetzt ein Land in tiefe Trauer. Die Flaggen in dem südostasiatischen Land wehten am Freitag auf halbmast, auch die deutsche Botschaft in Bangkok trug Trauerbeflaggung. Am Abend wollten König Maha Vajiralongkorn (70) und Königin Suthida (44) zum Ort der Tragödie reisen und unter anderem die Verletzten im Krankenhaus besuchen. Das Massaker ist eine der schlimmsten Gewalttaten in der jüngeren Geschichte des Landes.
Ein wegen Drogendelikten aus dem Dienst entlassener Polizist hatte am Donnerstag die Kita in der Provinz Nong Bua Lamphu im Nordosten des Landes gestürmt. Mit einer Schusswaffe und einem Messer ging er wahllos auf Betreuer und Kinder los. Beim Schützen soll es sich Berichten zufolge um den 34-jährigen Panya K.* handeln. Unter den Opfern sind nach Polizeiangaben 24 Kleinkinder im Alter zwischen zwei und vier Jahren.
Nur ein Mädchen entkam
Viele Spitzenpolitiker aus aller Welt von der britischen Premierministerin Liz Truss bis zum australischen Regierungschef Anthony Albanese drückten Thailand ihre Anteilnahme aus. Papst Franziskus schrieb in einem Beileidstelegramm, er sei zutiefst traurig über «die schreckliche Attacke». Das Oberhaupt der katholischen Kirche sprach von einem «Akt unaussprechlicher Gewalt gegen unschuldige Kinder» und betonte, er bete für die Heilung der Verletzten sowie für die trauernden Familien.
Die meisten Kinder waren gerade beim Mittagsschlaf, als ihr Mörder kam. Nur ein einziges kleines Mädchen soll dem Täter unverletzt entkommen sein, möglicherweise habe er es nicht bemerkt, hiess es. Fast ein Dutzend Menschen wurden verletzt, einige davon schwer.
Später fuhr der Mann in einem Pick-up zu seinem Haus und tötete auf dem Weg weitere Menschen. Dann zündete er den Wagen an. Als die Polizei das Gebäude umstellte, erschoss er den Ermittlern zufolge zunächst seine Frau, seinen Sohn (3) und dann sich selbst.
Motiv unklar – Verdacht auf Drogenrausch
Das Motiv des 34-Jährigen ist weiter unklar. Jedoch gibt es Vermutungen, dass er unter Drogen oder Medikamenten gestanden haben könnte. Er war im Juni entlassen worden, nachdem Methamphetamin-Pillen bei ihm gefunden wurden. Gegen ihn lief ein Verfahren. Kurz vor der Bluttat soll eine Anhörung stattgefunden haben. Nachdem der Angeklagte das Gericht verlassen hatte, habe er gestresst gewirkt und Beruhigungsmittel eingenommen, zitierte Vize-Polizeichef Torsak Sukwimol die Mutter des Täters. Anschliessend habe er eine Paranoia entwickelt. Er habe zu seiner Waffe gegriffen und sei in die Kindertagesstätte gefahren.
Am Freitag versammelten sich zahlreiche trauernde Angehörige am Ort der Tragödie und legten weisse Rosen nieder. Auf Bildern waren in Tränen aufgelöste Menschen zu sehen, die Babydecken und Milchfläschchen an sich drückten. Viele lagen sich in den Armen und versuchten, gegenseitig Trost zu spenden. Die Gesichter zeugten von grenzenlosem Schmerz und Fassungslosigkeit.
Ministerpräsident Prayuth Chan-o-cha legte am Freitag an der Kita ebenfalls einen Strauss weisser Blumen nieder. Die Regierung und das Königshaus versprachen den Familien Unterstützung.
Goldverzierte Kindersärge
Die jungen Opfer waren am späten Donnerstag in goldverzierten Särgen in Rosa und Weiss auf eine Polizeistation gebracht worden. Der Einsatzleiter beschrieb die Bilder, die sich den Rettungskräften vor Ort boten, als erschütternd. «Das war eine Szene, die niemand sehen will. Es war grauenhaft. Das waren kleine Kinder, die gerade schliefen», zitierte die Nachrichtenseite «The Thaiger» den Mann.
In einem Kommentar hiess es: «Massenschiessereien scheinen eher etwas zu sein, das man in Amerika sieht, deshalb hat die Nachricht von dem Amoklauf in Thailand die Bürger bis ins Mark erschüttert.» Tatsächlich hat Thailand generell recht strenge Waffengesetze, die aber relativ leicht – und oft – umgangen werden. Die meisten Schusswaffen im Land sind illegal. Es kommt auch immer wieder zu Gewalt, häufig auch mit Todesfolge – jedoch sind Verbrechen mit vielen Todesopfern sehr selten.
Der Täter soll die Pistole aber legal besessen haben. Als Ex-Polizist sei er geübt im Umgang mit Schusswaffen gewesen, sagte der Kriminologe Krisanaphong Poothakool von der Rangsit-Universität in Zentralthailand dem Sender ThaiPBS. Der Experte forderte, eine psychiatrische Untersuchung und eine Prüfung des Strafregisters für jeden einzuführen, der einen Waffenschein erwerben möchte.
«Eine tickende Zeitbombe»
Zum möglichen Auslöser für die Tat sagte der Professor, eventuell hätten eine Kombination aus Drogen, Frustration und Stress zu dem Gewaltexzess geführt. Der Mann sei eine tickende Zeitbombe gewesen. Jedoch müsse der Fall noch genau untersucht werden.
Vor zweieinhalb Jahren stand Thailand bereits einmal unter Schock. Im Februar 2020 hatte ein Soldat bei einem Amoklauf in einem Einkaufszentrum in Nakhon Ratchasima im Nordosten des Landes 29 Menschen getötet. Es gebe eine Parallele zu dem neuen Fall, erklärte Poothakool: Auch der damalige Täter sei geübt im Umgang mit Waffen gewesen. Später wurde der Mann von Einsatzkräften erschossen. (SDA)
In Thailand kam es am Donnerstag zu einer Tragödie! Ein ehemaliger Polizist hat in einer Kindertagesstätte 37 Menschen getötet. Unter den Toten in dem Zentrum in Nong Bua Lamphu im Nordosten des Landes sind nach Polizeiangaben 24 Kinder.
Der Täter soll mit Schusswaffen und Messern bewaffnet gewesen sein und sich gewaltsam Zutritt zu dem Gebäude verschafft haben. Dann habe er umgehend das Feuer eröffnet, hiess es. Er hat unter anderem eine Lehrerin erschossen, die im achten Monat schwanger war, sagt Bezirksbeamter Jidapa Boonsom zu Reuters.
Wegen Drogenbesitz gefeuert
Beim Schützen soll es sich Berichten zufolge um den 34-jährigen Panya K.*, einen ehemaligen Polizisten, handeln. Er soll vor der Schiesserei in der Kita seine Ehefrau und sein Kind getötet haben.
Der 34-jährige Täter war wegen des Besitzes von Methamphetamin-Pillen im Juni aus dem Polizeidienst entlassen worden. Gegen ihn wurde ein Verfahren eingeleitet. Am Freitag sollte das Urteil verkündet werden, berichtet die Zeitung «Bangkok Post».
Ärger über Entlassung als Motiv?
Nach Angaben des Vize-Polizeichefs Torsak Sukwimol fand am Donnerstag eine Anhörung zu dem Fall statt. Nachdem der Angeklagte das Gericht verlassen hatte, habe er gestresst gewirkt und einige Beruhigungsmittel eingenommen, zitierte Sukwimol die Mutter des Täters. Anschliessend habe er eine Paranoia entwickelt. Er habe zu seiner Waffe gegriffen und sei in die Kindertagesstätte gefahren.
Warum er diese als Ziel auswählte, war noch unklar. Das Gebäude befinde sich aber in der Nähe seines eigenen Hauses, hiess es von der Polizei. Ob Ärger über seine Entlassung das Motiv für das Blutbad war, muss ebenfalls noch geklärt werden.
Täter richtet sich selbst
Nach dem Angriff war der Täter zunächst in einem weissen Pick-up auf der Flucht und tötete dabei offenbar weitere Menschen. Die Einsatzkräfte schrieben eine Fahndung aus. Als sie sein Haus umstellten, habe er zunächst seine Frau und seinen Sohn (3) und dann sich selbst erschossen, teilte das Central Investigation Bureau auf Facebook mit.
Ministerpräsident Prayut Chan-o-Cha sprach in einer Mitteilung von einem «schockierenden Vorfall» und versprach Hilfen für die betroffenen Familien. Er wollte am Freitag auch persönlich zum Ort der Bluttat 500 Kilometer nordöstlich von Bangkok reisen. Auch Thailands König Maha Vajiralongkorn habe Hilfen für die Angehörigen angekündigt und einen Vertreter in die Provinz entsandt, sagte der Chef der Nationalpolizei, Damrongsak Kittiprapas.
Thailands König reist zur Provinz
Nach dem Massaker haben Maha Vajiralongkorn (70) und Königin Suthida (44) einen Besuch angekündigt. Das Königspaar wird Berichten zufolge am Freitagabend (Ortszeit) auf dem Flughafen Udon Thani landen und von dort in die Provinz Nong Bua Lamphu fahren. Der Monarch werde auch Krankenhäuser besuchen, in denen Betroffene behandelt werden, schrieb die Zeitung «Nation Thailand». Bereits am Donnerstag hatte der Regent einen Vertreter zum Ort der Bluttat entsandt. Rama X., wie der König mit offiziellem Namen heisst, kündigte umgehend Hilfen für alle betroffenen Familien an.
Das Massaker ist eine der schlimmsten Gewalttaten in der jüngeren Geschichte des buddhistisch geprägten Landes. Im Februar 2020 hatte ein Soldat bei einem Amoklauf in einem Einkaufszentrum in Nakhon Ratchasima im Nordosten des Landes 29 Menschen getötet. Später wurde er von Sicherheitskräften erschossen. (SDA/man)
* Name bekannt