Es war sein 29. Geburtstag, als Gavin Long zum Mörder wurde. Der Mann aus dem US-Bundesstaat Missouri eröffnete gestern in Baton Rouge in Louisiana das Feuer auf mehrere Polizeibeamte. Drei von ihnen kamen dabei ums Leben, drei Beamte wurden teilweise lebensgefährlich verletzt.
Nach Angaben von Polizeichef Mike Edmonson war um 8.40 Uhr Ortszeit am Sonntagmorgen in einer örtlichen Polizeizentrale ein Anruf eingegangen. Es wurde gemeldet, dass ein schwarz gekleideter, maskierter Mann auf der Strasse gesichtet worden sei. Zwei Minuten später seien Schüsse gefallen, sagte Edmonson. Die Polizisten seien kurz danach zu Boden gegangen. Um 8.48 Uhr sei der Täter von Polizisten erschossen worden.
Nach unbestätigten Augenzeugenberichten soll der Täter vor den Schüssen in einem Fahrzeug am städtischen Polizeigebäude gesessen haben.
Täter rief zu Gewalt gegen Weisse auf
Gavin Long, ein Afroamerikaner, wähnte sich offenbar in einem Rassenkampf. Mit Blick auf die jüngsten Fälle von Polizeigewalt gegen Schwarze hatte er auf Twitter zur Gegenwehr aufgerufen. «Gewalt ist nicht die Antwort (es ist eine Antwort)», schrieb er. Weiter hiess es: «Wann erhebt Ihr Euch endlich, damit Eure Leute nicht wie die Ureinwohner ausgerottet werden?» Seinen eigenen Angaben zufolge war er vor kurzem nach Dallas gereist, den Schauplatz eines Heckenschützen-Angriffs auf Polizisten.
Long war als Marineinfanterist von 2008 bis 2009 im Irak stationiert und hatte nach seiner Rückkehr offenbar Probleme, im Alltag Fuss zu fassen. Im vergangenen Jahr änderte er seinen Namen in Cosmo Ausar Setepenra und bezeichnete sich als Mitglied der Washitaw-Nation; dies ist eine Gruppe von Afroamerikanern, die angibt, ihre Vorfahren hätten als Ureinwohner auf dem amerikanischen Kontinent gelebt.
Die Polizei in Baton Rouge hatte sich zunächst nicht zur Identität des Schützen geäussert wie auch zu Berichten, nach denen die Polizisten vermutlich gezielt durch einen Anruf in einer Polizeizentrale in einen Hinterhalt gelockt wurden. Sie geht aber nach eigenen Angaben davon aus, dass es nur einen einzelnen Schützen gab. Zunächst war nach zwei möglichen Mittätern gefahndet worden.
Eskalation war befürchtet worden
Die Lage in Baton Rouge ist seit Tagen besonders angespannt: Dort war am 5. Juli der Schwarze Alton Sterling von Polizisten erschossen worden, während er am Boden lag. Dieser Todesfall sowie tödliche Polizeischüsse auf einen zweiten Schwarzen in Minnesota hatten in den USA eine Welle des Protestes gegen Polizeigewalt ausgelöst.
In der Nacht zum 8. Juli war es dann zur Eskalation gekommen. Am Rande einer Demonstration erschoss ein einzelner Heckenschütze in Dallas fünf Polizisten. Seitdem waren Befürchtungen ständig gewachsen, dass es zu weitere Eskalationen kommen könnte.
US-Präsident Barack Obama verurteilte die Schüsse in Baton Rouge als «feige» Tat und rief die Amerikaner erneut zu einem Schulterschluss gegen Gewalt auf. Ähnlich äusserte sich auch die voraussichtliche Präsidentschaftskandidatin der Demokratin, Hillary Clinton. Ihr wahrscheinlicher republikanischer Wahlrivale Donald Trump forderte «Gesetz und Ordnung» in den USA. (SDA/lha)