Der frühere guatemaltekische Diktator Efraín Ríos Montt muss sich erneut wegen Völkermordes vor Gericht verantworten. Zuletzt stand der Prozess auf der Kippe, weil das staatliche Forensik-Institut den 89-Jährigen für dement und prozessunfähig erklärt hatte.
Er werde nun in seinem Haus per Videokonferenz befragt, wie die Gerichtspräsidentin mitteilte. Bei seiner Vernehmung waren seine Anwälte und ein Vertreter der Staatsanwaltschaft zugegen.
Mord, Folter und Zwangsumsiedlung
Ríos Montt war 2013 wegen Völkermordes und Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu 80 Jahren Haft verurteilt worden. Er soll während seiner Herrschaft für Mord, Folter und die Zwangsumsiedlung Tausender Indios verantwortlich gewesen sein.
Aufgrund von Verfahrensfehlern wurde der Schuldspruch wenige Tage später jedoch wieder aufgehoben. Nun wird der Prozess neu aufgerollt.
Mit Ríos Montt ist auch sein damaliger Geheimdienstchef José Rodríguez angeklagt. Der Ex-General war im ersten Verfahren freigesprochen worden. Rodríguez erschien am Donnerstag in einem Rollstuhl im Gerichtsgebäude.
Gespaltenes Land
Ríos Montt regierte in Guatemala nur von März 1982 bis August 1983, aber seine Herrschaft gilt als die blutigste Zeit in der Geschichte des Landes.
Die Bewertung seiner Amtszeit spaltet Guatemala noch immer. Am Donnerstag bauten Indios vor dem Gerichtsgebäude Maya-Altäre mit Kerzen und Blumen auf, um der Opfer zu gedenken.
Vor dem Haus von Ríos Montt hingegen versammelten sich Anhänger mit Transparenten, auf denen zu lesen war: «Danke General für den Frieden in Guatemala.» (gr/SDA)