Blutige RAF-Vergangenheit bei uns
Verstecken sich die Terror-Rentner in der Schweiz?

Die alternden RAF-Terroristen brauchen Geld. Sie holen es sich mit Überfällen auf Geldtransporter. Möglicherweise planen sie alles von der Schweiz aus.
Publiziert: 20.01.2016 um 19:03 Uhr
|
Aktualisiert: 28.09.2018 um 22:07 Uhr
1/2
Sehen die RAF-Terroristen heute so aus (oben)? Ernst-Volker Wilhelm Staub, Daniela Klette und Burkhard Garweg (v.l.). Unten: Fahndungsbilder des deutschen Bundeskriminalamts.
Foto: zvg
Guido Felder

Deutschland ist in Alarmbereitschaft: Mitglieder der ehemaligen Terrororganisation Rote Armee Fraktion (RAF) melden sich zurück. Sie haben in den vergangenen Jahren in Deutschland mehrere Geldtransporter angegriffen und dabei Millionen-Beute gemacht. Dass es sich um die RAF-Terroristen Daniela Klette (57), Ernst-Volker Wilhelm Staub (58) und Burkhard Garweg (Alter unbekannt) handelt, beweisen DNA-Spuren in Fluchtautos.

Das deutsche Bundeskriminalamt hat mehrere RAF-Terroristen zur Fahndung ausgeschrieben. Wer brauchbare Hinweise gibt, die zur einer Verhaftung führen, kann mit einer Belohnung in Millionen-Höhe rechnen!

Kennt die RAF: Butz Peters.
Foto: zvg

Die Fahndung läuft seit Jahren – ohne Erfolg. Die Linksextremisten haben sich hervorragend versteckt. Vielleicht sogar in der Schweiz! Unser Land ist jedenfalls bei ihnen beliebt. Der deutsche RAF-Experte und Ex-Moderator von Aktenzeichen XY, Butz Peters (58), sagt zu BLICK: «Es kann gut sein, dass RAF-Mitglieder nur ein paar Kilometer weit weg von Deutschland leben. In der französischen Schweiz zum Beispiel weiss niemand, wer die RAF ist. Da hat die Organisation keine Bedeutung. Da kennt keiner die Köpfe, nach denen gefahndet wird.»

RAF-Terroristen hatten in den 1970er-Jahren auch in der Schweiz ihr brutales Unwesen getrieben. Am 19. November 1979 überfielen Rolf Clemens Wagner, Peter-Jürgen Boock, Henning Beer und Christian Klar an der Bahnhofstrasse in Zürich die damalige Schweizerische Volksbank. Die Terroristen hatten sich für den Überfall in Freiburg und Lausanne einquartiert. Sie fuhren mit geklauten Velos vor und hielten während der Stürmung der Bank eine Stoppuhr in der Hand. Butz Peters: «Die RAF hatte die 50-Sekunden-Regel. Innert dieser Zeit musste der Überfall beendet sein, damit man der Polizei entkommen konnte.»

Das Quartett erbeutete 448'000 Franken. Bei der anschliessenden Verfolgung wurde in der Shopville-Unterführung eine 58-jährige Passantin tödlich von einer Kugel getroffen, zwei Polizisten erlitten Verletzungen.

Shopville Zürich, 19. November 1979: Hier wurde eine 58-jährige Passantin durch die Kugel eines RAF-Terroristen getötet.
Foto: Keystone

Eine andere ältere Frau wurde ebenfalls schwer verletzt: Einer der Bankräuber hatte sie für die Flucht aus ihrem Auto gezerrt. Als sie reklamierte und sich wehrte, schoss er aus nächster Nähe auf ihre Brust.

Weitere Dokumente beweisen, dass sich die RAF früher in der Schweiz mit Waffen eingedeckt hatte. Zurzeit aber ist bei der Bundesanwaltschaft in Bern die RAF kein Thema. «Bei uns sind keine entsprechenden Strafverfahren hängig», heisst es auf Anfrage von BLICK.

Dass man die Verbrecher nicht findet, spricht für deren Professionalität. Peters: «Klette, Staub und Garweg sind keine Kleinkriminelle, sondern schwere Verbrecher mit grosser Erfahrung.» Er schliesst auch nicht aus, dass sie sich in Deutschland aufhalten: unter falscher Identität oder ganz ohne Papiere in einer Subkultur, die von der Polizei nicht kontrolliert wird.

Dass die RAF-Leute nun wieder Geldtransporter überfallen, hängt wohl damit zusammen, dass ihnen im Untergrund das Geld ausgeht. Ihre Waffen haben sie sich möglicherweise aus einem Depot beschafft, das sie früher angelegt hatten. Peters ist über das Wiederauftauchen nicht überrascht. Er sagt zu BLICK: «Sie haben zwar viel Geld erbeutet. Aber irgendwann ist das weg. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sie wieder neues brauchen.»

Fehler gefunden? Jetzt melden

Was sagst du dazu?