Die linke deutsche Tageszeitung «taz» hat wie viele anderer Zeitungen heute Samstag den verstorbenen Altkanzler Helmut Kohl (†87) mit einer Sonderberichterstattung gewürdigt. Als kleines Blatt versucht die «taz» regelmässig mit eigensinnigen Titelseiten zu provozieren. Im Fall des Ableben Kohls vergriff sich das Blatt.
Während die Konkurrenz pathetische Schwarz-Weiss-Bilder von Kohl zeigte, setzte die «taz» auf ein Bild von üppigen Grabblumen, begleitet durch den Titel «Blühende Landschaften».
Anspielung auf Kohls Vision
Diesen Begriff wählte Kohl während seiner Kanzlerschaft, um bildhaft seine Vision von einem ökonomisch erfolgreichen Deutschland zu beschreiben: «Und ich bin mehr denn je davon überzeugt, dass wir in den nächsten drei bis vier Jahren in den neuen Bundesländern blühende Landschaften gestalten werden.»
Angekommen ist der Witz aber nicht. Im Gegenteil: Auf Twitter empörten sich mehrere User über die eigensinnige Titelgestaltung. Geschmacklos sei das, hiess es etwa.
Das bewog nun den «taz»-Chefredaktor Georg Löwisch, sich zu entschuldigen: «Die 'taz' gestaltet ihre Titelseiten nach dem Prinzip 'Lieber frech und frei als brav'. In diesem Fall ist das missglückt. Und das tut mir leid.»
Löwisch erläuterte am Samstag: «Wenn ehemals Mächtige sterben, dann setzt häufig eine unkritische Verklärung ein. Der Leitsatz 'Von den Toten nichts, wenn nichts Gutes' führt oft genug auch zum unaufrichtigen Umgang mit dem Wirken eines Politikers. Mit unserer Titelseite zum Tod von Helmut Kohl haben wir versucht, einen Kontrapunkt zu diesem Effekt zu setzen. Das ging daneben.» (pma)