Er ist einer der letzten Überlebenden des Holocaust, der vor 76 Jahren endete. Ladislaus Löb (87) erlebte den Schrecken von Nazi-Deutschland am eigenen Leib. Als kleiner Bub, gerade mal elf Jahre alt, wird er ins Konzentrationslager Bergen-Belsen deportiert. Er ist einer von 1700 Juden, die in Waggons gepfercht am 9. Juli 1944 das KZ erreichen.
Die Zustände sind kaum zu ertragen. Doch der Junge hält durch – fünf lange Monate. Dann gelingt die Befreiung. Dem Juristen Rezsö Kasztner (1906–1957) gelingt es, den Nazi Adolf Eichmann (1906–1962) zu bestechen. Nicht irgendein Nazi, sondern der «Architekt des Holocaust». 1000 US-Dollar pro Kopf. 1700 Juden werden freigekauft – darunter auch Ladislaus Löb.
«Ich wollte mit meinem Leben weitermachen»
Und so geht es am 7. Dezember 1944 in einem Zug in die Freiheit – direkt in die Schweiz. «Wenn ich nicht im Dezember da rausgekommen wäre, hätte ich das nicht überlebt. Denn kurz darauf ging das grosse Sterben im Lager los», sagt der Überlebende zu BLICK. Im KZ gab es zwar keine Gaskammern, aber die Deutschen liessen die Gefangenen verrecken. Kein Essen, kein Wasser, keine Medikamente. «Die Deutschen haben zugeschaut, wie 50'000 Menschen starben.»
In der Schweiz baut er sich ein neues Leben auf, lässt die Vergangenheit hinter sich. Er studiert an der Universität Zürich, wird Literaturprofessor. «Jahrzehntelang habe ich mich nicht mit dem Holocaust beschäftigt. Ich wollte mit meinem Leben weitermachen», erinnert sich Löb.
«Man darf nicht ein ganzes Volk verurteilen»
Doch er habe eine Lücke gespürt, die in ihm klaffte. Er arbeitet seine Erlebnisse in einem Buch auf, hält Vorträge und so die Erinnerung an die Schrecken der Nazis wach. Denn das sei wichtig, um zu verhindern, dass sich so etwas wiederhole. Sein Credo: Es hilft nur Erziehung.
Trotz all dem Schrecken und den Schmerzen trägt er keinen Hass in seinem Herzen. «Wenn ich mit Deutschen rede, frage ich mich nicht andauernd, ob er ein Nazi war. Man darf nicht ein ganzes Volk verurteilen.»
Er denke auch nicht jeden Tag an seine Zeit im KZ Bergen-Belsen. Löb weiss: «Wichtiger ist, dass man ein erfülltes Leben führt.»
Weitere Infos unter: www.last-swiss-holocaust-survivors.ch/de