Gestern Abend wurde bei einer Schiesserei auf den Champs-Elysées ein Polizist getötet. Zwei weitere Beamte wurden verletzt. Der IS hat sich zum Anschlag bekannt. Nach dem Angriff wurde der Prachtboulevard weiträumig abgesperrt.
Heute flanieren und shoppen bereits wieder Touristen auf den Champs-Elysées. Wie immer seit den Attentaten stehen aber vor vielen Läden Sicherheitsleute. Auch wer in die Filiale von McDonald’s will, muss ihnen einen Blick in die Tasche gewähren. Draussen in den Cafés sitzen Pariser und Touristen in der Sonne, während schwer bewaffnete Polizisten patrouillieren.
Rosen für die Anschlagsopfer
Ein Mann mit einer weissen Rose in der Hand fragt die Beamten nach dem Ort des Angriffs. Sie zeigen ihm, wo der Attentäter mit einem Sturmgewehr auf ihre Kollegen geschossen hat.
Jürg Marquard (71) ist gerade auf der Rückreise von der Karibik in die Schweiz. Auch der Verleger (Ex-«Pop/Rocky») liess es sich nicht nehmen, während seines kurzen Aufenthalts in Paris auf den Champs-Elysées vorbeizuschauen.
Nach einem Frühstück im Café George V gleich unterhalb des Triumphbogens besichtigte er den Ort des tödlichen Angriffs auf den Polizisten. Traurig sei es, dass Paris immer wieder von solchen Anschlägen erschüttert werde, sagt er. «Wir können froh sein, dass wir bei uns in Zürich bisher davon verschont geblieben sind.» Dann muss Marquard weiter, um seinen Flug in die Schweiz zu erwischen.
Die Touristen erkunden die Stadt weiter
Dort, wo gestern der Polizist starb, stehen heute Journalisten aus aller Welt. Die beiden Touristen Kelvin Lee (30) und Joe Chan (37) aus Hongkong filmen die Szenerie und übertragen sie live auf Facebook in ihre Heimat.
«Wir sind schockiert», sagt Lee. Allen ihren Freunden und Bekannten hätten sie gestern mitgeteilt, dass sie in Sicherheit sind. Trotz allem wollen sie sich die Freude an Paris nicht nehmen lassen. Heute steht der Eiffelturm auf dem Programm.
Trauer über den Tod des Polizisten
Anne Sabir (53) macht Fotos von den vielen Journalisten. Sie sagt: «Ich komme aus der Bretagne. Bei uns auf dem Land gibt es so etwas nicht.» Gestern Abend nach dem Anschlag sei sie in ihrem Hotel geblieben. «Ich hatte Angst.» Heute fühle sie sich aber wieder sicher. Vier Tage verbringe sie in der Hauptstadt. Sie will die Zeit nutzen, um möglichst viele Museen zu besuchen. Traurig sei der Tod des Polizisten, sagt sie. Paris sei eine so schöne Stadt.
Welchen Kandidaten sie am Sonntag wählen wird, weiss sie noch nicht. Sicher nicht Marine Le Pen, sagt sie. Sabir fürchtet aber, dass der Anschlag der Rechtspopulistin zu noch mehr Stimmen verhelfen könnte.