Chérif Chekatt († 29), der Schütze vom Strassburger Weihnachtsmarkt, ist tot! Nach einer zweitägigen Jagd konnte der Attentäter am Donnerstagabend von Polizisten «neutralisiert» werden.
So hat sich das Netz um Chérif Chekatt doch noch zusammengezogen. Den ganzen Tag über waren offenbar rund 700 Beamte im Einsatz. Das Leben von Chekatt endete damit dort, wo es begonnen hatte – in den Banlieues vor den Toren der Mittelalterstadt. Dort erinnert man sich noch genau an den ehemaligen Nachbarn, der die Stadt während Tagen in Angst und Schrecken versetzte.
«Man hätte die Familie besser überwachen müssen»
An der Rue Salluste, rund eine halbstündige Busfahrt ausserhalb des Zentrums, steht ein Block neben dem nächsten. In einem dieser Häuser wohnt Chérifs Vater. Auch Marie P. ** (40) wohnte Tür an Tür mit dem Terroristen. «Ich bin nicht überrascht, dass Chérif so etwas gemacht hat. Die Familie Chekatt ist hier im Quartier bekannt. Man hätte sie besser überwachen müssen. Wenn Chérif mit mir im Lift war, fühlte ich mich unwohl.»
Marie erzählt von Beobachtungen aus dem Jahr 2017: «Ich sah damals Chérif mit einem französischen Konvertiten mit langem Bart. Im gleichen Jahr hab ich Chérif und seine Brüder gesehen, wie sie Dinge herbrachten, die mir komisch vorkamen: Kisten und Säcke.»
Langsam kehrt die Normalität zurück
Chérif selber wohnte nur ein paar Strassen weiter an der Rue Tite Live. Die Bewohner hier sind zwar Franzosen, aber viele von ihnen haben ihre Wurzeln im Maghreb oder im arabischen Raum. Viele Moslems wohnen in der Gegend. «Unter ihnen auch Islamisten», sagt Lira. «In den letzten fünf Jahren bemerkte man, dass der Stellenwert der Religion für immer mehr Leute im Quartier stieg. Lira ist sich sicher: «Die Stadt Strassburg hat dieses Quartier vergessen – und auch die Menschen, die hier leben. Es ist eine Art Ghetto des 21. Jahrhunderts.»
Der Wohnblock in der Rue Tite Live, in dem Chérif Chekatt wohnte, ist noch monströser als jene an der Rue Salluste. Die Fassade ist trostlos, alles in mattgelben, braunen und grauen Tönen. An einem der Briefkästen im Eingangsbereich sowie an einer Wohnungstür im fünften Stock steht «C. Chekatt». Die Tür ist zerbeult und auf der Seite aufgebrochen.
Währenddessen kehrt in der Innenstadt, wo Chekatt 48 Stunden vor seinem eigenen Tod drei Menschen erschossen hat, langsam die Normalität zurück. Dort, wo der Anschlag passierte, sind die Geschäfte wieder offen. Auch die Touristen sind wieder auf der Strasse zu sehen. Und: Heute soll der Weihnachtsmarkt wieder öffnen.
* Name bekannt
** Name geändert