Der Süden Kaliforniens erlebt derzeit die heftigsten Waldbrände seit Beginn der Aufzeichnungen. Sie lodern gleich an mehreren Orten und bedrohen mittlerweile auch die Metropole Los Angeles, wo BLICK die Nachtredaktion betreibt.
Nur die besten Nasen konnten im Touristenvierten Hollywood den Waldbrand-Geruch wahrnehmen. So auch Taxifahrer Darell, wie er im Gespräch mit dem BLICK-Reporter erklärt: «Klar, man hört, was da draussen passiert. Zuerst dachte ich aber, ständig irgendwelche Grillstände zu riechen.»
Darell lacht kurz, bis er wieder ernst wird: «Gott stehe uns bei! Die Hölle dort auf dem Hügel macht mir Angst.» Gemeint ist das Feuer im Stadtteil Bel Air. BLICK wollte mit Darell durch die Quartiere fahren, er lehnte jedoch ab.
Erinnerungen an Rekord-Brand von 1961
Hunderte Feuerwehrleute versuchen dort rund um die Uhr, die Brände unter Kontrolle zu bringen. Bislang mit nur mässigem Erfolg: Mehrere Hundert Wohnungen wurden bislang zerstört. Betroffen sind einfache Arbeiter und Schickimicki-Promis: Bel Air gilt wegen den zahlreichen Villen als besonders exklusiv. Rund eine Viertelmillion Haushalte war zeitweise ohne Strom.
Dennoch: Die Rettungskräfte arbeiten mit Hochdruck. Und jedes Leben zählt. Stolz postet die Polizei von Los Angeles die Rettungsaktion einer Katze.
Die Dimension überrascht auch den Feuerwehrkommandanten Cody Weireter: «Es ist Jahre her, dass hier irgendetwas brannte.» In seiner Ansprache nannte er die tagelange Trockenheit als Grund für die zahlreichen Waldbrände. Seit Monaten fiel in der Region rund um Los Angeles kein Regen.
Prinz Frederic von Anhalt hat gepackt
Die Behörden gehen davon aus, dass es Waldbrände ähnlicher Dimension zuletzt im Jahr 1961 gab. Damals verloren Schauspieler wie Zsa Zsa Gabor (†99) ihre Villen. Auch Richard Nixon, damals Vize-Präsident unter Dwight D. Eisenhower, musste im Höllen-November evakuiert werden.
Gewarnt wurde auch der deutsche Prinz Frederic von Anhalt: Er wohnte nach dem Tod seiner Frau Zsa Zsa Gabor in einer Nobelwohnung in Bel Air: «Ich habe wichtige Unterlagen, zwei Gemälde meiner Frau und ihre Urne ins Auto gepackt», sagte der 74-Jährige der Deutschen Presse-Agentur. «Ich kann den starken Rauch sehen, der in unsere Richtung zieht». Im Ernstfall könne er sein Domizil schnell verlassen.
Notstand ausgerufen
Wer die Gefahr miterleben wollte, fuhr Mitte Woche auf dem 405 Freeway. Dieser schlängelt zwischen dem Mandeville Canyon und Bel Air und verband bis gestern noch das San Fernando Tal («The Valley») mit der Kernstadt von Los Angeles und zeigte die Dimensionen der Zerstörung (siehe oben).
Wie sieht die Situation Stunden nach dem tausendfach geteilten Video aus? BLICK wollte mit Ryan, der unserem Reporter in West Hollywood die Wohnung vermietet, durch die betroffenen Regionen fahren. Er lehnte ab und bat, vorsichtig zu sein.
Eric Garcetti, der Bürgermeister von Los Angeles, und Kaliforniens Gouverneur Jerry Brown hoffen nun auf staatliche Hilfen. Sie beide riefen den Not- bzw. Ausnahmezustand aus. Garcetti versuchte sich am Mittwoch mit Worten der Hoffnung: «In diesen Tagen bricht einem das Herz – es sind aber auch Tage, an an denen wir die Widerstandsfähigkeit unserer Stadt zeigen.»