Die Bilder könnten unterschiedlicher nicht sein. Auf der einen Seite: der ungarische Grenzort St. Gotthard. Hier hat die Regierung 100 Zelte aufbauen lassen. Sie sind leer – bleiben möchte hier niemand.
Der Grund: Rund 100 Meter weiter ist Heiligenkreuz im Lafnitztal. Allein gestern sind in der 1200-Seelen-Gemeinde im österreichischen Burgenland 4300 Flüchtlinge angekommen. In der Nacht zu heute waren es noch einmal 500. Wie viele heute hier noch die ungarisch-österreichische Grenze überqueren, weiss die Polizei noch nicht.
Momentan ist es sehr ruhig, rund 50 Flüchtlinge aus Syrien und dem Irak warten am Grenzpunkt Heiligenkreuz momentan auf die Weiterfahrt. Gestern Montag sind fast 20'000 Flüchtlinge im Burgenland angekommen, mehr als je zuvor an einem Tag. Seither geht die Zahl der Neuankömmlinge zurück.
«Aber wir sind vorbereitet. Busse bringen die Menschen in die Unterkünfte. Sie werden über das ganze Land verteilt», sagt Gerald Koller, Polizei-Sprecher im Burgenland. In Österreich bleiben wollen die Wenigsten. Ihre Ziele: Deutschland, Schweden und die Schweiz.
Ungarn hat dichtgemacht
Ungarn hat seine Grenze zum südlichen Nachbarland Serbien für Flüchtlinge über Nacht faktisch geschlossen. In der Nacht wurden die Grenzübergänge Röszke und Asothalom abgeriegelt, nachdem zuvor bereits die letzte Lücke im Stacheldrahtzaun geschlossen worden war.
Hunderte Migranten drängten von der serbischen Seite gegen die Absperrung, die die ungarische Polizei bei Horgos über die grösste Autobahn in das Nachbarland errichtet hatte. Die Menschen schlugen gegen das Metallgitter und riefen «Öffnet die Grenze!», wie ein Journalist der Nachrichtenagentur Reuters berichtete. Die Polizei stand auf der anderen Seite.
Drama an der serbisch-ungarischen Grenze
Aufgebrachte Flüchtlinge begannen einen Hungerstreik aus Protest gegen die Schliessung des Durchgangs. Einige der 200 bis 300 Protestierenden trügen Schilder mit der Aufschrift «No water no food until open border», berichtete die ungarische Internet-Zeitung index.hu. Vorher hätten sie dort von ungarischer Seite erhaltenes Essen weggeworfen.
An der ungarisch-serbischen Grenze wurden zwei Transitzonen für Flüchtlinge eingerichtet. Dort solle binnen weniger Stunden über Asylanträge entschieden werden, sagte ein Regierungssprecher bei einer Medienkonferenz im südungarischen Szeged. Wer keinen Antrag stelle, werde umgehend nach Serbien zurückgeschickt.
Asylbegehren von Flüchtlingen, die nicht in Serbien oder Mazedonien einen Antrag gestellt hätten, würden automatisch abgelehnt. Über die Anträge der übrigen Flüchtlinge solle innerhalb von maximal acht Tagen entschieden werden.