BLICK betrat das Hotel, in dem das Unfassbare geschah
Totenstille im Marhaba

Hier wurde fröhlich gelacht, nun herrscht nur noch Schweigen. BLICK besuchte das Todeshotel.
Publiziert: 28.06.2015 um 19:37 Uhr
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Aktualisiert: 13.10.2018 um 09:50 Uhr
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«Warum?» Frage auf der Karte im Blumenstrauss.

Die Gäste suchten Erholung im Hotel Imperial Marhaba im tunesischen Badeort Sousse. Nun sind viele tot. 38 Menschen erschoss der tunesische Attentäter mit dem Kampfnamen Abu Yahya Kairouan. Zuerst am hoteleigenen Strand. Dann im Innern der Ferienanlage.

Bis am Freitag gehörte das Imperial Marhaba zu den besten und teuersten Adressen in Sousse. Jetzt riegeln es schwer bewaffnete Polizisten und private Sicherheitskräfte ab. Wer aus dem Hotel kommt, wird sofort von der Weltpresse belagert: «Sind Sie Tourist? Wie haben Sie das Attentat erlebt? Ein kurzes Interview bitte!», tönt es auf alle möglichen Sprachen gleichzeitig.

Hektik bricht unter den Journalisten aus. Generatoren rattern. Vor dem Gebäude stehen ein halbes Dutzend Übertragungswagen mit Satellitenschüsseln auf den Dächern.

Komplett anders die Stimmung im Innern des Hotels. Es herrscht eine unnatürliche Stille in der riesigen Empfangshalle. Die wenigen verbliebenen Touristen sitzen in kleinen Gruppen zusammen. Alleine sein will jetzt niemand. Gesprochen wird wenig. Höchstens im Flüsterton.

Überall sind Einschusslöcher in den Fenstern. Nur die Blutspuren wurden weggewischt. «Ich will verdammt noch mal endlich weg von hier und nach Hause!», durchbricht eine ältere Engländerin die Totenstille. Ein Helfer in einer orangen Leuchtweste versucht, die Dame zu beruhigen: «Wir suchen so schnell wie möglich eine Lösung.» Er gehört zum Care-Team, das die Touristen psychologisch betreut. Denn: Jeder der hier Anwesenden musste Schreckliches durchmachen. So auch Beate Paulus (54) aus Deutschland. «Meine Freundin Brigitte liegt auf der Intensivstation», sagt sie. «Ich war gerade weg, Zigaretten kaufen, als der Attentäter am Strand zu schiessen begann. Das hat mir wohl das Leben gerettet.» Wie schwer die Verletzungen ihrer 63-jährigen Reisepartnerin sind, weiss Paulus nicht: «Weil wir nicht verwandt sind, bekomme ich keine Auskunft.»

Im Hintergrund ist Musik zu hören. Partysongs aus den Neunzigern. Auch der Strand, an dem so viele Menschen starben, ist wieder offen. Derweil demonstrieren Dutzende Tunesier gegen den Terrorismus und Islamismus. «Von wo kommst du?», fragt uns eine Frau mit ­einer tunesischen Flagge in der Hand. «Sag den Schweizern, dass dieser Terrorist nichts mit uns Tunesiern und auch nichts mit uns Muslimen zu tun hat.» Ein paar deutsche ­Touristen stimmen ein: «Es lebe Tunesien!»

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