Der Morgen beginnt wie an jenem verhängnisvollen Samstag. Die Bootsverleiher öffnen ihre Tore. Der Campingplatz nebenan hat schon Hochbetrieb. Die Schiffe dümpeln im seichten Wasser. Und der Lago funkelt verführerisch in der Sonne. Dongo bei Como (I) ist ein Ferienparadies, das jedes Jahr Hunderte von Touristen an den Comersee lockt. Seit zwei Tagen aber liegt ein kalter Schatten auf der Postkartenidylle. Grund: Nur wenige Hundert Meter entfernt hat der See eine junge Schweizer Sportlerin verschluckt.
Auch Florijana Ismaili (24) und eine Freundin (24) sind am frühen Nachmittag des 29. Juni 2019 dem Zauber des Lago verfallen. Sie buchen ein Motorboot, brausen los. Mitten auf dem See schalten sie den Aussenborder aus. Die beiden jungen Frauen sonnen sich. Florijana ist heiss. Die Fussballerin der Young Boys und des Nationalteams springt kopfüber ins Wasser – und taucht nie mehr auf (BLICK berichtete). Verzweifelt suchen Feuerwehr und Wasserpolizei nach dem Körper der Spitzensportlerin. Sogar ein Helikopter wird eingesetzt. Bislang vergebens.
Familie von Florijana reiste noch am Samstag an
An diesem Montag ist alles anders im kleinen Gemeindehafen von Dongo. Eine Gruppe junger Leute steht am Geländer. Niemand von ihnen lacht. Ein Mädchen bricht in Tränen aus. Der junge Mann an ihrer Seite hält sie im Arm. Zwei weitere Burschen stehen etwas ratlos daneben. Immer wieder blicken sie hinaus auf den See. Es sind die Brüder von Florijana und eine ihrer besten Freundinnen. Auch die Eltern sind angereist. Seit Samstag seien sie alle da. Gleich losgefahren, als sie vom Unglück hörten. Auf Nachrichten würden sie warten. Nachrichten, die nicht kommen wollen. Und so stehen sie am Ufer. Stunde um Stunde. Tag um Tag.
Auf dem Steg sind an diesem Montag auch keine Touristen wie sonst. Er ist besetzt von einer Truppe Spezialisten, die extra aus Mailand angereist ist. Taucher, Küstenwache, Feuerwehrmänner, Rotes Kreuz – zehn Mann bereiten sich auf die dritte grosse Suchaktion vor. Diesmal ist ein Sonderschiff dabei. An Bord steht «Perseo», der ROV-Roboter. Er soll die vermisste Seeländerin aus Walperswil BE aufspüren.
An der Unglücksstelle ist der See über 200 Meter tief
An der Stelle, wo Florijana Ismaili am Samstag gegen 16 Uhr verschwand, ist der See 210 Meter tief. «Das wird für die Taucher schwierig», erklärt Gianfranco Montini (71), daher müsse man den Roboter einsetzen. «Der ROV sucht mit der Kamera den Boden des Sees ab.»
Bei der Suche nach Florijana Ismaili stossen die Rettungskräfte an ihre Grenzen. Der Comersee ist an der Stelle, wo die Fussballerin am Samstag ins Wasser gesprungen ist, 200 Meter tief. Zudem herrschen starke Strömungen. Die Taucher haben hier keine Chance. Deshalb kommt seit Montag ein Unterwasserroboter zum Einsatz.
Das sogenannte «Remotely Operated Vehicle», kurz ROV, kann den Seegrund mit einem Radius von 500 Metern absuchen. Und das bis zu einer Tiefe von mehreren Hundert Metern.
Beim Comersee hoffen die Rettungskräfte auf das ROV-Modell «Perseo». Der gelbe Roboter wurde zusammen mit einem Spezialboot aus Mailand angeliefert. Ausgestattet ist er mit einer Spezialkamera und Sensoren.
Die Kamera macht laut Hersteller hochauflösende Farbbilder. Unterstützt wird die Bildgebung mit vier LED-Flutlichtern, die am Roboter befestigt sind. «Perseo» ist 80 Kilo schwer, rund einen Meter lang und kann bis zu einer Tiefe von 600 Metern tauchen. Der Comersee ist an seiner tiefsten Stelle über 400 Meter tief.
Mit dem Tauchroboter unterstützen die Rettungskräfte die neun Taucher aus Dongo (I) und Mailand, die am Montag ebenfalls im Einsatz sind. Selbst mit Roboter schätzen die Rettungskräfte die Chancen, Ismaili zu finden, als sehr gering ein.
Flavio Razzino und Myrte Müller
Bei der Suche nach Florijana Ismaili stossen die Rettungskräfte an ihre Grenzen. Der Comersee ist an der Stelle, wo die Fussballerin am Samstag ins Wasser gesprungen ist, 200 Meter tief. Zudem herrschen starke Strömungen. Die Taucher haben hier keine Chance. Deshalb kommt seit Montag ein Unterwasserroboter zum Einsatz.
Das sogenannte «Remotely Operated Vehicle», kurz ROV, kann den Seegrund mit einem Radius von 500 Metern absuchen. Und das bis zu einer Tiefe von mehreren Hundert Metern.
Beim Comersee hoffen die Rettungskräfte auf das ROV-Modell «Perseo». Der gelbe Roboter wurde zusammen mit einem Spezialboot aus Mailand angeliefert. Ausgestattet ist er mit einer Spezialkamera und Sensoren.
Die Kamera macht laut Hersteller hochauflösende Farbbilder. Unterstützt wird die Bildgebung mit vier LED-Flutlichtern, die am Roboter befestigt sind. «Perseo» ist 80 Kilo schwer, rund einen Meter lang und kann bis zu einer Tiefe von 600 Metern tauchen. Der Comersee ist an seiner tiefsten Stelle über 400 Meter tief.
Mit dem Tauchroboter unterstützen die Rettungskräfte die neun Taucher aus Dongo (I) und Mailand, die am Montag ebenfalls im Einsatz sind. Selbst mit Roboter schätzen die Rettungskräfte die Chancen, Ismaili zu finden, als sehr gering ein.
Flavio Razzino und Myrte Müller
Kurz vor Mittag geht es los. Die Retter werfen die Boote an, BLICK geht mit an Bord. Auch Montini gibt mit dem Schlauchboot der Küstenwacht Gas. Zurück am Steg bleibt die Familie von Florijana. Ihre Blicke sind auf die Retter gerichtet. Ihre Hoffnung fährt mit. Das Wetter kippt. Es zieht ein Gewitter auf. Die Wellen peitschen gegen die Bootswand. Der Chef der Küstenwache checkt die Koordinaten: Breitengrad 47, Längengrad 912. «Hier muss Florijana von Bord gesprungen sein», sagt Montini zu BLICK.
Suche geht trotz heftigem Gewitter weiter
Das Schiff mit dem Roboter wirft zwei lange Anker aus. Die Mannschaft lässt den ROV langsam zu Wasser. Am Monitor verfolgen die Männer, was «Perseos» Kamera-Augen sehen. Es blitzt und donnert über dem Wasser. Starke Böen zerren an den Booten. Schliesslich setzt ein heftiger Regenschauer ein. Der Suchtrupp bleibt am Ball. Ihr Ziel: Sie wollen die Fussballspielerin finden. «Wenn nicht heute, dann morgen», sagt der Chef von Dongos Küstenwache. «Sie werden, wenn nötig, noch eine ganze Woche weitersuchen.»
«Der Comersee ist einer der tiefsten Seen Europas», erklärt Montini, «man darf ihn nicht auf die leichte Schulter nehmen. Hier hat es Strömungen, und das Wetter kann schnell wechseln.» Auch Kollege Giuseppe Accursio (55) sagt, der See habe seine Tücken. «Viele Touristen unterschätzen die Hitze an Bord. Wenn sie sich auf dem Boot sonnen und dann ins kalte Wasser springen, ohne den Körper vorher langsam abzukühlen, kann es zu einem thermischen Schock kommen.» Das sei offenbar bei Florijana der Fall gewesen.