Er tauschte die rote schmale durch eine blaugestreifte breite Krawatte. Er liess sich die Haare schneiden. Er vermied Faxen, nervöse Gesten und Sätze, die nur aus einem Wort bestehen. Meist fixierte er die Hände am Rednerpult.
Was er sagte, macht Sinn. Er verkniff es sich, über die Medien und angebliche Fake News zu lästern. Vor allem sprach er in einem ruhigen und gemässigten Ton.
Er stellte sich selbst in den Hintergrund
Donald Trump (70) wirkte in der Nacht auf heute erstmals wie ein echter amerikanischer Präsident. Vor versammeltem US-Kongress hielt er in Washington eine 60 Minute dauernde Rede, legte die Ziele seiner Präsidentschaft dar (BLICK berichtete). Wohltuend: Trump – sonst besessen von Trump – stellte sich selbst in den Hintergrund.
Zwar begann er mit der Rhetorik des Wahlkampfs. Sprach direkt zu den vielen amerikanischen Familien, die sich vernachlässigt fühlen. Für sie werde er die USA an die erste Stelle setzen.
Auf der Tribüne klatschten Gattin Melania Trump (46), Tochter Ivanka (35) und deren Mann Jared Kushner (36).
Er packte seine Evergreens aus. Eine Mauer an der Grenze zu Mexiko werde er bauen. Das Krankenkassengesetz von Vorgänger Barack Obama (55) – «Obamacare ist ein Desaster» – werde er ersetzen. Er drohte einmal mehr mit einem Handelskrieg und Zöllen auf Importgütern.
Was der Rest der Welt denke, habe ihn nicht allzu sehr zu interessieren. Trump machte deutlich, dass sich Amerika zurückziehen und nicht Weltpolizist sein werde. «Es ist nicht mein Job, die Welt zu repräsentieren, es ist mein Job, die Vereinigten Staaten von Amerika zu repräsentieren.»
Gleichzeitig sagte er dem nordatlantischen Verteidigungsbündnis Nato die volle Unterstützung der USA zu.
Versöhnliches zum Schluss
Bereits vor seiner Rede liess er durchblicken, dass es eine ordentliche Lösung für die rund elf Millionen Sans papiers in den USA geben müsse. Bis anhin wollte er alle deportieren. Nun ermutigte er Demokraten wie Republikaner zu einer gesetzlichen Lösung.
Trump schloss versöhnlich und mit dem Pathos früherer Präsidenten. «Triviale Kämpfe sind vorbei», so Trump. Und als wolle er das tief gespaltene Land vereinen: «Derselbe Gott hat uns geschaffen.»
Die USA werden in neun Jahren jubilieren und 250 Jahre Unabhängigkeit feiern. Es sei an der Zeit, «wieder gross zu träumen», so Trump. «Glaubt an euch, glaubt an die Zukunft, glaubt an Amerika.»