Donald Trump will also den Dänen Grönland abkaufen. Die Idee des Präsidenten ist momentan der Brüller in den USA. Ob in den Late-Night-Shows, im Büro oder auf dem Tennisplatz – alle witzeln über Trumps lächerliche Kaufabsichten.
Angefangen hat alles mit einem Artikel des «Wall Street Journals» vor gut einer Woche: Aus heiterem Himmel berichtete die US-Zeitung, dass Trump in der Vergangenheit mal mehr, mal weniger ernsthaft über den Kauf von Grönland sinniert habe.
Als der Präsident am Sonntag seine Kaufabsicht bestätigte, nahm die Story so richtig Fahrt auf. Die hiesigen Onlineportale, Zeitungen und TV-Stationen hatten ihr Thema der Woche gefunden. Aus einem Artikel wurden ein Dutzend, aus einem kurzen Fernsehbeitrag ganze Debatten.
Die Leidtragenden? Die Angehörigen der Opfer von den Schiessereien in El Paso, Texas (22 Tote) und Dayton, Ohio (9 Tote). Es ist noch nicht einmal drei Wochen her, als das Land von diesen zwei schrecklichen Schussmassakern erschüttert wurde.
Trump wollte Ernst machen
Man diskutierte in der Woche danach, einmal mehr, über die zunehmende Waffengewalt. Trump, der wegen seiner Rhetorik auf Twitter für die Schiessereien von politischen Gegnern mitverantwortlich gemacht wurde, preschte vor. Er gab vor, endlich sinnvolle und dienliche Waffenreformen durch den Kongress bringen zu wollen.
«Background Checks» (übersetzt: Hintergrundprüfungen) lautete die Lösung von Trump. Psychisch kranke Personen könnten so, in der Theorie, keine Waffen mehr auf legalem Weg erwerben. Etwa 90 Prozent der US-Amerikaner befürworten ein solches Gesetz – Tatsache wurde es bislang trotzdem nie.
Doch diesmal sollte es endlich klappen. Sogar die Spitze seiner Partei, namentlich der republikanische Senatsführer Mitch McConnell, sei nun «total an Bord», verkündete Trump vor zwei Wochen stolz. Weitere Diskussionen klemmte er ab. Die Debatten würden dann Anfang September im Senat geführt werden. Bis dahin weilen die Senatoren noch in den Sommerferien.
Präsidiale Kehrtwende geht wegen Grönland-Show unter
Nicht so optimistisch äusserte sich ein Politikwissenschaftler, den ich Mitte August zum Thema befragen konnte. Er sagte im BLICK: «Bis im September hat die Dynamik hinter diesem Thema wohl nachgelassen. Ich zweifle deshalb daran, dass die Republikaner Ernst machen wollen.»
Leider behält er recht.
Trump hat am Dienstag mit dem einflussreichen Chef der US-Waffenlobby NRA telefoniert. Dabei zog er seine Forderung nach strengeren Hintergrundüberprüfungen von Waffenkäufern zurück.
Doch von Trumps Kehrtwende haben die allermeisten Bürgerinnen und Bürger gar nichts mitbekommen. Dass bei den Waffengesetzen nun wahrscheinlich alles beim Alten bleiben wird, ging bei der präsidialen Grönland-Show total unter. Daran sind auch die US-Medien schuld.
Leider werden die US-Amerikaner wohl schon früher, als ihnen lieb ist, ein böses Erwachen erleben. Nämlich dann, wenn die nächsten Kinder von einem Wahnsinnigen erschossen werden. Grönland wird dannzumal immer noch zu Dänemark gehören.