Das selbsternannte Sprachrohr Gottes ist verstummt. Erika Hedwig Bertschinger-Eicke, besser bekannt als Sektenführerin Uriella, ist kurz nach ihrem 90. Geburtstag gestorben. Am Freitagnachmittag nahmen die Anhänger bei der Trauerfeier für die Fiat-Lux-Anführerin im deutschen Unteribach Abschied.
Rund 100 Uriella-Anhänger begaben sich gegen 14 Uhr in die katholischen Kirche und setzten sich gesenkten Hauptes auf die Holzbänke. Im Hintergrund ertönen leise Gesänge ab Stereoanlage. Die kleine Kirche ist fast bis auf den letzten Platz besetzt.
Nur der Bürgermeister ist schwarz gekleidet
Die Trauergäste sind von Kopf bis Fuss in Weiss oder hellen Farben gekleidet. Sogar die Autos, die vor der Kirche parkiert sind, sind alle weiss oder silbrig. Auch Uriellas Sarg ist ganz in Weiss gehalten. Der einzige in Schwarz gekleidete Trauergast ist der Ibacher Bürgermeister Helmut Kaiser.
Die Trauernden – fast ausnahmslos über 50 Jahre alt – machen vor ihrer verstorbenen Anführerin einen Knicks und legen weisse Blumen nieder. Einige von ihnen weinen verhalten. Der Sarg ist verschlossen und üppig mit weissen Kunstblumen verziert. Dahinter: Ein grosses weisses Kreuz mit der Aufschrift «Uriella» in gotischer Schrift. Am Fuss des Sarges befindet sich ein Foto der Sektenführerin in altbekannter Aufmachung mit schwarzer Haarpracht.
«Grösste Leidensbraut Christi»
Witwer Icordo (78) persönlich hält die Trauerrede. Er preist Uriella dabei als Reinkarnation von Maria Magdalena. «Uriella nahm die Sünden der Menschen mit ihrem jahrelangen Leiden auf sich», predigt er. «Uriella war die grösste Leidensbraut Christi, sie hat alle Stationen von Jesus selbst durchlebt.» Seine Frau habe 48 Jahre lang gelitten, habe unglaubliche Schmerzen und Fieberschübe erlitten.
«Wir sind überglücklich, dass Uriella erlöst wurde», sagt Icordo. Der Witwer, der die Geschäfte der Sekte bereits seit längerer Zeit faktisch selbst verantwortet, inszeniert sich bei der Trauerfeier als Nachfolger der verstorbenen Sektenführerin und als ihr Sprachrohr: «Wir nehmen Abschied von Uriellas physischen Hülle, doch ihr Geist lebt weiter. Und ich bin mit Uriella durch Telepathie verbunden.»
Icordo geht beim Trauergottesdienst auch mit Kritikern ins Gericht: «Wir sind keine Esoteriker, sondern Gläubige», sagt er. «Alles hier ist normal – wenn man es mit anderen Augen betrachtet.»
Anschliessend erklingen selbst komponierte Lieder von Icordo – allerdings nicht live, sondern ab CD-Player. «Adios, Uriella, wir lieben dich! Heiligste Uriella, wir vermissen dich!»
Der Chor von Fiat Lux singt weitere Lieder live. Als Helfer den Sarg mit Uriella zwischen den Bänken aus der Kirche hinaustragen, fangen einige Anhängerinnen laut zu weinen an.
Von der Hüfte abwärts gelähmt
Ehemann Icordo meldete sich kurz nach dem Tod von Uriella bei BLICK mit einer Traueranzeige: «Mit der letzten Träne Christi nehmen auch wir weinend Abschied von unserer innigstgeliebten Uriella. Ihre Heimholung nach 48 Jahren andauerndem Leid schmerzt uns zutiefst», schrieb er. Uriella habe in der Menschheit «Pionierspuren und ein Vermächtnis hinterlassen, die alles überdauern werden».
Um die Gesundheit des selbsternannten Sprachrohr Gottes war es schon länger nicht mehr gut gestanden. Die letzten neun Jahre ihres Lebens war Uriella von der Hüfte abwärts gelähmt und musste von vier Anhängerinnen gepflegt werden. Hinzu kam eine langjährige Krebserkrankung.
Beerdigt wird Uriella nun auf dem Gemeindefriedhof in Ibach, wo auch schon andere Sektenmitglieder ihre letzte Ruhe fanden.
Fiat Lux («Es werde Licht») ist die Sekte um Uriella, dem selbst ernannten Sprachrohr Gottes. 1972 soll sie nach eigenen Angaben das erste Mal mit Jesus Christus in Kontakt getreten sein. 1980 habe dieser dann persönlich den Orden Fiat Lux über Uriella in Egg ZH gegründet. Sie kündete mehrfach den Untergang der Welt an – bisher haben sich ihre Prophezeiungen nicht bewahrheitet. Die Sektenanhänger würden aber rechtzeitig von Ufos abgeholt.
Zu ihrer Blütezeit hatte die Sekte bis zu 1000 Anhänger. Die Fachstelle für Sektenfragen Infosekta geht von maximal noch zwei Dutzend Mitgliedern aus, Tendenz sinkend. In den 90er-Jahren geriet Uriella in Kritik, weil sie behauptete, sie könne Aids und Krebs heilen. Ein deutsches Verwaltungsgericht ging bei ihr sogar von einer «Gefahr für die Volksgesundheit» aus.
Fiat Lux («Es werde Licht») ist die Sekte um Uriella, dem selbst ernannten Sprachrohr Gottes. 1972 soll sie nach eigenen Angaben das erste Mal mit Jesus Christus in Kontakt getreten sein. 1980 habe dieser dann persönlich den Orden Fiat Lux über Uriella in Egg ZH gegründet. Sie kündete mehrfach den Untergang der Welt an – bisher haben sich ihre Prophezeiungen nicht bewahrheitet. Die Sektenanhänger würden aber rechtzeitig von Ufos abgeholt.
Zu ihrer Blütezeit hatte die Sekte bis zu 1000 Anhänger. Die Fachstelle für Sektenfragen Infosekta geht von maximal noch zwei Dutzend Mitgliedern aus, Tendenz sinkend. In den 90er-Jahren geriet Uriella in Kritik, weil sie behauptete, sie könne Aids und Krebs heilen. Ein deutsches Verwaltungsgericht ging bei ihr sogar von einer «Gefahr für die Volksgesundheit» aus.