Am Donnerstag wurde Sepp Blatter von der Ethik-Kommission aus der Fifa gejagt. Sie suspendierte den Präsidenten für 90 Tage. Anfang Woche übernimmt der Kameruner Issa Hayatou als Interimspräsident das Amt.
Blatter und Hayatou haben am Mittwochabend miteinander telefoniert, eine eigentliche Amtsübergabe gab es allerdings nicht.
Blatter führte keine Dossiers mehr
Grund: Blatter hatte gar nichts mehr zu sagen in der Fifa. Ein Insider sagt zur «NZZ am Sonntag»: «Blatter hat schon seit der Verkündigung seines Rücktritts am 2. Juni keine Dossiers mehr geführt. Er stand unter kontrollierter Administration.»
Das deckt sich mit einem Bericht des britischen «Guardian» vom Freitag. Die Zeitung schrieb, dass die Fifa effektiv von einem Team von US-Anwälten geführt werde.
Denn nachdem das US-Justizdepartement (DOJ) die Ermittlungen gegen die Fifa, die es als «kriminelle Organisation» einstuft, aufgenommen hatte, engagierte die Fifa die US-Kanzlei Quinn Emmanuel.
Seither haben deren Anwälten bei der Fifa das Zepter übernommen und ihren Einfluss ausgebaut, wie die «NZZ am Sonntag» schreibt. Der Kontakt verläuft dabei über exakt drei Fifa-Personen: Marco Villiger, Chef der Rechtsabteilung, Cornel Borbély, Leiter der Ethikkommission, und Chef-Aufseher Domenico Scala.
Fifa-Anwältin kennt US-Justizministerin gut
Die Zeitung geht sogar noch einen Schritt weiter und geht davon aus, dass die Anweisung der Anwälte erst mit dem US-Justizministerium abgesprochen werden. Denn die federführende Anwältin Jenny Durkan arbeitete bis vor einem Jahr selbst beim Ministerium und kennt aus dieser Justizministerin Loretta Lynch gut.
Schlussendlich hat die US-Justiz die Kontrolle über die Fifa übernommen. Blatter war schon vor seiner Suspendierung nicht mehr Herr im eigenen Haus. (sas)