«Ich bin darüber nicht besorgt»
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Corona-Lockdown in London:Neue Virus-Variante breitet sich rasch aus

Einreisestopp für Briten
EU berät über komplette Abriegelung

In London und anderen Gegenden in Südostengland ist die Corona-Schraube kurz vor Weihnachten wieder angezogen worden. Grund ist die rasche Ausbreitung einer neuen Variante des Coronavirus.
Publiziert: 21.12.2020 um 11:05 Uhr
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Aktualisiert: 21.12.2020 um 22:14 Uhr
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Harte Massnahmen: Der britische Premierminister Boris Johnson verbietet Treffen zwischen verschiedenen Haushalten.
Foto: imago images/Xinhua
Georg Nopper

Der britische Premierminister Boris Johnson (56) hat Weihnachten gestrichen. In London und anderen Gegenden in Südostengland gilt seit der Nacht auf Sonntag wieder ein harter Shutdown mit strengen Ausgangssperren. Die Menschen in den betroffenen Regionen dürfen vorläufig auch keine Mitglieder anderer Haushalte mehr treffen. Weihnachtsfeiern im Kreis der erweiterten Familie ist somit nicht möglich. Etwa 16,4 Millionen Menschen sind von der Verschärfung betroffen, knapp ein Drittel der Bevölkerung Grossbritanniens

Grund für die Massnahme ist die rasche Ausbreitung einer neuen Variante des Coronavirus. Der Premierminister ist alarmiert: «Wir opfern die Möglichkeit, unsere Lieben dieses Weihnachten zu sehen, damit wir eine bessere Chance haben, ihr Leben zu schützen, damit wir sie an künftigen Weihnachten sehen können», sagt Johnson. Der Premier warnt, die neue Variante VUI2020/12/01 des Coronavirus breite sich rasch aus. Die Mutation sei um bis zu 70 Prozent ansteckender als die bisher bekannte Form.

Auch andere Regionen haben reagiert

Wird die Impfung gegen die neue Virus-Variante überhaupt nützen? Johnson gibt vorsichtig Entwarnung: Es gebe weder Hinweise darauf, dass Impfstoffe weniger effektiv gegen die neue Corona-Variante seien, noch darauf, dass die Krankheit schwerer verlaufe oder es im Zusammenhang mit der Mutation mehr Todesfälle gebe.

Um auf Nummer sicher zu gehen, dürfen in London und anderen Regionen in Südostengland die Menschen nur noch aus wichtigen Gründen ihre Wohnung verlassen. Etwa, um zum Arzt oder zur Arbeit zu gehen. Alle nicht lebensnotwendigen Geschäfte und Freizeiteinrichtungen müssen schliessen. Die Einwohner dürfen zudem ihre eigene Region nicht verlassen. Auch die anderen Landesteile verschärften die Regeln deutlich. In Wales gilt ebenfalls ein harter Shutdown, Schottland hat Reisen in andere Regionen verboten.

Niederlande, Belgien und Österreich mit Einreisestopp

Die neue Corona-Variante bereitet den Behörden grosse Sorgen. Gesundheitsminister Matt Hancock (42) sagt zu BBC, die Mutation sei «ausser Kontrolle, und wir müssen sie wieder unter Kontrolle bekommen». Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) teilt mit, sie stehe mit Grossbritannien in engem Kontakt. «Wir werden die Mitgliedstaaten und die Öffentlichkeit auf dem Laufenden halten, sobald wir mehr über die Merkmale dieser Virus-Variante und deren Auswirkungen erfahren.»

Einzelne Länder haben gegen die Ausbreitung der Virusmutation bereits Massnahmen ergriffen. So stoppten die Niederlande und Belgien alle Flüge von und nach Grossbritannien. Auch Österreich verhängte einen Stopp für Flugreisende aus Grossbritannien. Deutschland prüft einen entsprechenden Schritt. Unter den EU-Staatschefs wird gar über eine komplette Abriegelung gegenüber den britischen Inseln debattiert.

Schweiz wartet ab

In der Schweiz warten die Behörden vorerst ab. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) will keine voreiligen Schlüsse ziehen. Sprecherin Katrin Holenstein, Sprecherin des Bundesamts für Gesundheit (BAG): «Wir beobachten die Situation.» Im Moment lägen jedoch noch zu wenige Daten vor, die verlässliche Schlüsse zuliessen darüber, wie ansteckend die Mutation sei, wie schwer die Infizierten daran erkranken könnten und welche Auswirkungen das veränderte Virus auf die Wirksamkeit der Sars-CoV-2-Impfung habe.

Anfang Dezember wurde laut der niederländischen Regierung die Variante aus Grossbritannien bereits bei einer Stichprobe in den Niederlanden identifiziert. In der Schweiz ist bisher kein Fall im Zusammenhang mit dieser Mutation bekannt. Auch in Deutschland ist die Variante laut dem Corona-Experten der Berliner Charité, Christian Drosten (48), bisher nicht aufgetaucht.

Bisher kein Vergleich im Labor

Die Verbreitung könne Zufall sein, schreibt Drosten auf Twitter. Die Mutationen verschafften dem Virus nicht zwingend einen Selektionsvorteil, auch wenn das möglich sei. Ein Selektionsvorteil kann dazu führen, dass sich ein Virus leichter ausbreiten kann. Ursprungsvariante und Mutation seien bisher im Labor nicht verglichen worden, schreibt Drosten.

Ersten Analysen britischer Wissenschaftler zufolge verfügt die neue Variante über ungewöhnlich viele genetische Veränderungen, vor allem im Spike-Protein. Dieses Protein benötigt das Virus, um in Zellen einzudringen. Der in Grossbritannien eingesetzte Impfstoff von Biontech/Pfizer erzeugt eine Immunantwort gegen genau dieses Protein. Daher die Befürchtung, dass der Impfstoff gegen die neue Corona-Variante nicht wirken könnte.

Corona-Mutation: Die wichtigsten Fragen und Antworten zur Virus-Variante

In Grossbritannien wurde eine neue Abwandlung des Coronavirus entdeckt. BLICK beantwortet die fünf wichtigsten Fragen zur mutierten Variante des Erregers und was diese für Auswirkungen hat.

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