Nachdem gestern Abend keine Einigung erzielt wurde, wird in Deutschland weiter über eine neue Jamaika-Koalition verhandelt. Offenbar ist Kanzlerin Angela Merkel nicht glücklich über den zähen Verlauf der Verhandlungen. Sie führt jetzt Einzelgespräche, berichtet die «Bild»-Zeitung. Am Sonntag sollen die Sondierungsgespräche abgeschlossen sein.
Auch CSU-Chef Horst Seehofer erwartet bis zum Sonntag Klarheit darüber, ob ein Jamaika-Bündnis zustandekommt oder nicht. «Dann muss gesprungen werden oder wir müssen es lassen«, sagte Seehofer am Freitag am Rande weiterer Sondierungen von Union, FDP und Grünen.
»Es ist beides nach wie vor möglich«, sagte Seehofer. Inhaltlich bekräftigte Seehofer noch einmal den Widerstand seiner Partei dagegen, den Familiennachzug für Flüchtlinge mit eingeschränktem Schutzstatus zuzulassen. «Wir wollen eigentlich überhaupt keinen Familiennachzug für Menschen, die nur vorübergehend bei uns bleiben können», sagte der CSU-Chef.
Immer weniger Deutsche glauben an Jamaika
Und wenn es nicht klappt? Angesichts der zähen Verhandlungen zwischen CDU, CSU, FDP und Grünen über eine neue Regierung in Deutschland freunden sich die Deutschen offenbar mit möglichen Neuwahlen an. Bei einem Scheitern der Sondierungen plädieren 68 Prozent der Befragten in dem am Freitag veröffentlichten ZDF-"Politbarometer» für einen erneuten Urnengang.
Im Gegenzug lässt die grundsätzliche Zustimmung zu einem Jamaika-Bündnis nach. Gegen Neuwahlen sind bei einem Scheitern der Gespräche dem «Politbarometer» zufolge 29 Prozent der Bürger.
Nur noch die Hälfte (50 Prozent) der Befragten fände es überhaupt gut, wenn es zu einem Jamaika-Bündnis kommen würde. Für schlecht hielten dies 31 Prozent der Bürger, egal wäre es 16 Prozent. Zuvor war die Zustimmung zu einem Jamaika-Bündnis deutlich grösser. (rey/SDA)