Die Szene kennen wir aus dem Kino: Monsterwellen treffen auf New York und spülen Wolkenkratzer weg wie Legosteine. Der Film aus dem Jahr 1998 heisst «Deep Impact», Morgan Freeman und Elijah Wood sind die Stars.
Russland denkt nun laut darüber nach, wie sich diese Hollywood-Fiktion in die Realität umsetzen liesse. Kriegsführung mit Naturkatastrophen heissen diese Planspiele. Mit Bomben vor der US-Küste zum Beispiel liessen sich 500 Meter hohe Tsunamis erzeugen. Eine Sieben-Tonnen-Bombe in den Krater des Vulkans im Yellowstone-Nationalpark geworfen, könnte eine Eruption auslösen. Zumal 640 000 Jahre nach dessen letzter Aktivität die Zeit für einen erneuten Ausbruch ohnehin nahe ist.
Die USA unter Asche und Wasser begraben: Diesen mörderischen Plan brütete Konstantin Siwkow aus. Er ist Doktor der Militärwissenschaften und Präsident der russischen Akademie für geopolitische Probleme.
Seine Visionen publizierte er in einer Fachzeitung der russischen Rüstungsindustrie. Einer der Zwischentitel lautet: «Apokalypse einfach und günstig». Weil der Westen Russland finanziell ausbluten lasse, müsse sein Land nun eben zu billigen und doch effizienten Waffen greifen.
Siwkow hat nicht nur die Geologie der USA erforscht, sondern auch die Besiedlung. «Mehr als 80 Prozent der Bevölkerung sowie die wichtigsten Industrien befinden sich an den Küsten», schreibt er. «Selbst ein relativ schwacher Tsunami von ein paar Dutzend Metern hätte für die USA katastrophale Folgen. Das hat 2005 der Hurrikan Katrina in New Orleans deutlich gezeigt.»
Der Wissenschaftler hat bis ins Detail berechnet, dass Vulkanausbruch und Tsunami «den Feind garantiert vernichten» würden – und auch auf den Rest der westlichen Welt Auswirkungen hätten. Nur Russland würde kaum leiden. «Naturkatastrophen sind saubere Waffen und haben keine Verstrahlung zur Folge», so Siwkow. Er schätzt, dass geeignete Munition sowie U-Boote bis in etwa zwölf Jahren für einen solchen Einsatz bereit wären.
Schweizer Wissenschaftler schütteln darüber den Kopf.
Der Tsunami-Experte Flavio Anselmetti von der Universität Bern sagt zu BLICK: «Vor 65 Millionen Jahren löste der Einschlag eines grossen Meteoriten wohl eine mehrere Hundert Meter hohe Flutwelle aus. Die hat vieles zerstört. Der Mensch aber bringt mit Bomben die dafür notwendige Energie nicht zustande – auch nicht für den Ausbruch eines Vulkans.»