Bill Weld will aus Protest Präsident werden
Dieser tollkühne Republikaner fordert Trump heraus

Donald Trump bekommt aus der eigenen Partei Konkurrenz. Der Republikaner Bill Weld will ebenfalls Präsident werden, um Trump zu verhindern. Netter Versuch, der bei Trump vor allem Spott auslöst.
Publiziert: 13.02.2020 um 15:57 Uhr
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Aktualisiert: 13.02.2020 um 16:49 Uhr
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Kleine Fangemeinde in Manchester, New Hampshire: Bill Weld auf Werbetour.
Foto: AFP
Guido Felder

Wie mutig ist der denn! Der frühere Gouverneur des US-Bundesstaates Massachusetts, William «Bill» Weld (74), fordert bei der Präsidentschaftswahl Donald Trump (73) heraus. Wohlverstanden, Weld ist kein Mitglied der Demokraten, die Trump sowieso loshaben wollen. Weld ist Republikaner. So wie Trump.

Natürlich hat Weld gegen den amtierenden Präsidenten keine Chance. Vielmehr versteht er seine Bewerbung als Protest eines traditionellen Republikaners gegen Trump. Bei den ersten Vorwahlen in Iowa hat er immerhin 1,3 Prozent der Stimmen geholt, was ihm für den Nominations-Parteitag im August einen Delegierten bringt. Trump sicherte sich mit 97 Prozent der Stimmen alle anderen 29 Delegierten. In New Hampshire stimmten am Dienstag sogar neun Prozent für Weld, für einen Delegierten reichte es aber nicht.

Amerika wieder zusammenschweissen

Für Weld wäre es eine «politische Tragödie», wenn Trump am 3. November wiedergewählt und für weitere vier Jahre im Amt bleiben würde. Weld: «Ich hätte Angst um die Republik.» Er wirft Trump vor, die Rechtsstaatlichkeit zu verhöhnen und bezeichnet ihn als «unqualifiziert».

Trump sei aussen- und sicherheitspolitisch «ahnungslos». «Er beschimpft unsere Alliierten und schont Wladimir Putin.» Das Schicksal der von Russland angegriffenen Ukraine müsse für die USA aber zentral sein. «Er bezeichnet die Presse als Feinde des Volkes und gefährdet die Unabhängigkeit der Justiz.» An wen ihn das erinnere? An das Verhalten von Hitler, Mussolini und Stalin, sagt der wagemutige Weld.

Auch Weld hat einen Wahlslogan. In Anlehnung an Trumps «Make America Great Again» heisst es bei ihm «Weld America Together Again» (Schweisst Amerika wieder zusammen).

Trump spottet

Trump blickt der internen Konkurrenz gelassen entgegen. Die Abstimmungsergebnisse der Vorwahlen sprechen eine klare Sprache. Die Spenden ebenso. Im vierten Quartal 2019 kamen für Weld 411’000 Dollar zusammen, für Trump waren es 46 Millionen. Zu den Vorwahlen in New Hampshire trudelten bei Weld gerade mal 20 Nasen in ein Grill-Restaurant, bei Trump waren es Tausende.

Innerhalb der Partei erntet der mutige Weld vor allem Spott. Als er sowie Mark Sanford (59) und Joe Walsh (58) im vergangenen Jahr ihre Kandidatur ankündigten, schrieb Trump auf Twitter: «Die drei Handlanger, alle schwer gescheiterte Kandidaten, wollen es versuchen!»

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Abstecher zu den Libertären

Weld ist fünffacher Vater und war mit Susan Roosevelt (71), einer Ur-Grosstochter von Ex-US-Präsident Theodore Roosevelt (1858-1919), verheiratet. Heute lebt er mit Ehefrau Leslie Marshall (66), einer Journalistin, zusammen. Er ist Harvard- und Oxford-Absolvent und arbeitete als Staatsanwalt unter Präsident Ronald Reagan (1911-2004) im Justizministerium.

In den 1990er Jahren war Weld Gouverneur in Massachusetts. 2008 unterstützte er den Demokraten Barack Obama (58), 2012 seinen republikanischen «Freund» Mitt Romney (72). Bei der letzten Wahl trat Weld erfolglos für die Libertäre Partei als Kandidat fürs Vizepräsidenten-Amt an, anschliessend wechselte er wieder zu den Republikanern.

Demokraten kein Thema

Warum er nicht einfach zu den Demokraten überlaufe? Nein, das sei für ihn keine Alternative. Diese linke Politik, die 16 Billionen Dollar konzeptlos in den Kampf gegen den Klimawandel investieren und die Steuern erhöhen wolle, passe ihm überhaupt nicht.

Andere Republikaner, die es gewagt haben, gegen Trump anzutreten, haben den Bettel inzwischen hingeschmissen. So etwa Mark Sanford. Welds Hoffnung, Ex-Verteidigungsminister James Mattis (69) kandidiere ebenfalls, haben sich schon lange zerschlagen.

Niemand in der Partei getraue sich, sich gegen Trump aufzulehnen. Weld ist enttäuscht: «Die wollen wiedergewählt werden. Aber ich bin bereit, diesen Kampf zu führen.»

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