Bill McRaven (60) plante den Bin-Laden-Einsatz
«Nach vierzig Minuten wurde ich nervös»

Der Einsatzleiter der Navy Seals spricht fünf Jahre nach der Tötung des Terroristen Osama Bin Laden (†54) über den Ablauf des Einsatzes.
Publiziert: 03.05.2016 um 22:19 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 21:25 Uhr
Admiral William McRaven (60) spricht gegenüber CNN über den Einsatz, bei dem Bin Laden getötet wurde.
Foto: ZVG

Am 2. Mai 2011 wurde der weltweit meistgesuchte Terrorist Osama Bin Laden (†54) von den amerikanischen Navy Seals getötet. In einer spektakulären Operation wurde er von der Spezialeinheit Team 6 in Abbottabad (Pakistan) in der Nacht überrascht.

Osama Bin Laden auf einem Archivbild.
Foto: AP Photo/File

Nach genau fünf Jahren sprach nun der Einsatzleiter der ganzen Aktion, William «Bill» McRaven (60), mit dem Fernsehsender CNN über die historische Nacht. McRaven gilt als Architekt er Spezial-Einsätze der US-Army.

Aktion sollte nur 30 Minuten dauern

Das Ziel von McRaven war von Anfang an ein Überraschungsangriff. So wollte der Admiral maximal 30 Minuten für die ganze Operation investieren – schlussendlich blieb seine Truppe aber ganze 48 Minuten in dem feindlichen Gebiet.

«Nach rund 40 Minuten wurde ich ein bisschen nervös», so McRaven zum TV-Sender. Grund für die Verzögerung war unter anderem eine Kiste voller CDs und weiteren wertvollen Dokumenten.

Die CIA hatte bereits Monate zuvor ein Modell vom Wohnhaus Bin Ladens angefertigt. Um aber möglichst schnell von der Militärbasis in Afghanistan nach Abbottabad zu kommen, hatte McRaven nur eine Möglichkeit: Die Soldaten mussten mit einem Helikopter direkt in das Gelände geflogen werden. Wären sie zu Fuss oder mit Fahrzeugen durch die ganze Stadt gefahren, hätte man sie zu schnell entdeckt.

Das Anwesen Osama bin Ladens in Abbottabad.
Foto: KEYSTONE/Gerhard Riezler

Bomben waren keine Option 

Zwar ist ein Helikopter nicht gerade leise aber «zwei Minuten Lärm waren vertretbar», so der Einsatzleiter. Schliesslich sollten die Navy Seals nach der Aktion so rasch wie möglich wieder aus Pakistan verschwinden. 

Eine erste Idee, die ganze Anlage mit zwei grossen Bomben einfach in die Luft zu jagen, war schnell vom Tisch. «Zu viele Zivilisten hätten ihr Leben verlieren können», sagt er. Zudem hätte man nicht hundert Prozent sicher sein können, dass der Terrorist wirklich tot war.

Endlich auf dem Gelände drangen die Soldaten bis in den dritten Stock des Gebäudes vor. Dort fanden sie schliesslich Bin Laden. «Für Gott und unser Land, Geronimo, Geronimo, Geronimo» wurde über Funk an die Zentrale durchgegeben: Das Codewort, dass Bin Laden gefasst wurde, erzählt McRaven weiter.

Kein Geld für Messband

Obama sei dies aber noch nicht genug gewesen. Er wollte in einer Videokonferenz eine Bestätigung, dass er wirklich tot war. McRaven wusste, dass der getötete rund 1.90 Meter gross war, also befahl er einem etwa gleich grossen Soldaten, sich neben den toten Terroristen zu legen.

«Ich sagte dem Präsidenten danach also, dass ich zu 99 Prozent sicher bin, dass es Bin Laden ist», so McRaven. «Bill, lassen Sie mich eines klarstellen. Wir haben einen 60 Millionen Dollar teuren Helikopter und Sie haben nicht einmal ein Messband für 10 Dollar?», soll Obama danach gewitzelt haben.

Die Leiche wurde nach der Aktion verbrannt und im Meer versenkt. Ein DNA-Test bestätigte zuvor, dass es sich auch tatsächlich um den meistgesuchten Terroristen handelte. (lz)

Hier wurde Bin Laden in seinem Anwesen in Abbottabad (Pakistan) getötet.
Foto: EPA/MD NADEEM
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