Halbnackt, nur mit Rock, Bikini und Handschuhen bekleidet machte sich eine Polin (43) Mitte Januar daran bei -16 Grad Celsius den polnischen Weiberberg zu erklimmen. Es sollte der Abhärtung dienen – doch es kostete sie fast das Leben.
Gemeinsam mit vier ebenfalls leicht bekleideten Begleitern wollte die Frau, die von polnischen Medien nur Janka genannt wird, auf den 1750 Meter hohen Gipfel. Lange hielt sie jedoch nicht durch. Schon nach kurzer Zeit beschlossen zwei der Begleiter umzukehren. Zu diesem Zeitpunkt fühlte sich Janka aber noch gut und wanderte weiter.
Starker Schneesturm
Etwas später verschlechterten sich die Wetterbedingungen – ein Schneesturm zog auf, die Gruppe verlor die Orientierung. Jetzt rächte sich das waghalsige Vorhaben. Janka erzählt danach lokalen Medien: «Die Sicht war nicht die beste, es gab einen Schneesturm. Ich hatte das Gefühl, dass es schlimmer wurde. Deswegen wollte ich die Wanderung abbrechen und umkehren.»
Zu spät. Nicht mal die mitgebrachte Notfallkleidung nützte ihr noch: «Ich konnte mich nicht anziehen, weil meine Kleider gefroren waren.» Ihr Zustand wurde schlechter. Die letzte Rettung waren schliesslich weitere Wanderer, die die polnische Bergnothilfe GOPR alarmierten.
Als diese eintraf, sei sie bereits stark unterkühlt und kaum ansprechbar gewesen. Einer der Retter erzählt: «Ihre Hände waren bis auf die Knochen gefroren.» Mit einer Körpertemperatur von unter 26 Grad Celsius wurde sie schliesslich ins Spital eingeliefert. Nur mit viel Glück überlebt sie die Tour und verdankt ihr Leben den Wanderern, die die Bergnothilfe alarmierten.
Kälte bringt den Extra-Kick
Trotz extremer Bedingungen und der Gefahr, an Unterkühlung zu sterben, wagen immer mehr Menschen den Marsch auf den Weiberberg ohne entsprechende Ausrüstung. Die Berggänger, in kurzen Hosen, oben ohne oder in dünnen T-Shirts, teilen ihre extremen Erfahrungen auf den Sozialen Medien.
Das «trockene Eisschwimmen», wie es genannt wird, ist in Polen zum Trend geworden. Insbesondere Extremsportler suchen mit dieser Herausforderung den Extra-Kick. Einer dieser Abenteurer nennt den Trend auf Instagram «die neue polnische Sportdisziplin». Das bleibt nicht ohne Folgen. In polnischen Gebirgen kommt es deswegen vermehrt zu Rettungseinsätzen, berichtet die «NZZ».
Extreme Trends wegen Corona?
Auch weitere extreme Aktivitäten, wie das Schwimmen zwischen Eisschollen sind diesen Winter in Polen populär – und fordern Opfer: Erst am vergangenen Wochenende starb ein Pole bei einem Tauchgang unter die Eisdecke eines Sees bei Rypin.
Polnische Medien sehen die harten Corona-Massnahmen als Ursache für die Popularität dieser extremen Aktivitäten. In Polen sind die Fitnessstudios seit Monaten geschlossen und auch Mannschaftssportarten weitestgehend eingeschränkt. (aua)