Normalerweise sitzen Passagiere im Flugzeug eingepfercht in den Reihen und haben kaum Platz – zumindest in der Holzklasse. Umso überraschter war Bhavesh Javeri (40), als er bemerkte, dass er auf seinem Flug mit Emirates von Mumbai nach Dubai vergangenen Mittwoch der einzige Passagier an Bord war.
Und zwar nicht in irgendeiner Maschine, sondern in einer Boeing 777. Ein grosser Vogel. Bis zu 360 Passagiere können darin Platz finden. In der Regel sind die Reihen auch gut gefüllt. Der Diamantenhändler, der regelmässig zwischen Indien und den Vereinigten Arabischen Emiraten pendelt, kennt es nicht anders. Doch dann buchte er einen Sitzplatz für Flug EK501.
Pilot gab ihm eine Führung durch das Flugzeug
Bereits am Flughafen stellte er fest, dass ausser ihm niemand da war. Vor lauter Begeisterung fing er an, die ungewöhnliche Reise zu dokumentieren und sich dabei zu filmen. Als er schliesslich das Flugzeug betrat, begrüsste ihn die Crew als einzigen Gast mit Applaus. Sogar der Pilot kam aus dem Cockpit, um Javeri an Bord zu begrüssen – inklusive einer Führung durch das Flugzeug.
Ein unvergessliches Erlebnis für den Geschäftsmann. «Es war ein einzigartiges Gefühl und eine Erfahrung, die man mit Geld nicht kaufen kann», sagt er zur «Khaleej Times». Anfangs sei er aufgeregt gewesen, so ganz alleine zu sein, und konnte es gar nicht glauben. Die Euphorie sei aber schnell verflogen. «Als das Flugzeug abhob, bin ich einfach eingeschlafen und erst wieder bei der Landung aufgewacht», so Javeri weiter. Kein Wunder: Schliesslich ging der Flug am frühen Morgen, um kurz vor fünf Uhr.
Javeri besitzt das goldene Visum
Aber wieso war ausser dem Diamantenhändler niemand an Bord? Der Grund: ein Einreiseverbot. Seit Ende April darf niemand mehr aus Indien in die Vereinigten Arabischen Emirate einreisen. Nur wenige Ausnahmen dürfen ins Land. So zum Beispiel Diplomaten, Staatsangehörige oder Inhaber eines goldenen Visums, das nur wenige Ausländer bekommen. Und Javeri ist einer der Glücklichen. Er lebt schon seit mehr als 20 Jahren in Dubai und jettet regelmässig zwischen den Ländern hin und her.
Für den ganz besonderen Solo-Flug hat der Inder übrigens umgerechnet 240 Franken bezahlt. Wieso der Flug nicht vorher storniert wurde, obwohl sich nur ein Gast an Bord befand, liegt vermutlich daran, dass die Maschine Fracht nach Dubai transportieren musste. Gerade in Zeiten von Corona versuchen Airlines, die weggefallenen Passagiere durch Cargo-Transporte zu kompensieren. Glück für Javeri, der einen einmaligen Flug erlebte. Sein Fazit fällt gegenüber «Airlive.net» dementsprechend eindeutig aus: «Ich bin schon viel geflogen, aber das war der beste Flug aller Zeiten.» (jmh)