Ein weiterer Tag ist um, und noch immer steckt Julen (2) in einem schmalen Schacht im andalusischen Totalan (Spanien) fest – seit mittlerweile mehr als einer Woche. Doch nach 55 Stunden ist es den Rettern endlich gelungen, den 60 Meter tiefen horizontalen Tunnel fertigzugraben. Die Aufgabe hatte sich wegen massivem Gestein als zäh und zeitintensiv herausgestellt.
Um 21.30 Uhr am Montagabend vermeldeten «El Pais» und andere spanische Medien, dass die Grabung des Tunnels abgeschlossen sei. «Endlich», liessen Mitglieder des Rettungsteams verlauten. Jetzt muss noch Schutt abgetragen und der Tunnel gesichert werden. Das soll laut den Verantwortlichen rund neun Stunden dauern, also praktisch die ganze Nacht.
Danach wollen sich die ersten Retter in einem Käfig abseilen lassen. Von dort sollen Helfer von Hand einen horizontalen Tunnel bis in den Schacht graben, in den das Kind gestürzt ist. Acht Experten für Bergbaurettung sollen diese Aktion meistern. Sie werden in einer Rettungskapsel mit einem Durchmesser von 1,05 Metern und einer Höhe von 2,5 Metern absteigen. Jeweils drei Leute haben im korbartigen Käfig Platz. Die acht Bergleute werden sich in 30-Minuten-Schichten abwechseln. Von Hand werden sie sich bis Julen mit Spitzhacken durchschlagen.
Entworfen wurde dieser Käfig von Julián Moreno, dem technischen Direktor der Feuerwehr Málaga. Eine Schmiede aus der Gemeinde Alhaurín de la Torre hat diese im Eiltempo angefertigt.
Julens Vater José Rosello ist offenbar auch am Ort des Unglücks eingetroffen. Wie «El Pais» berichtet, war er im Gespräch mit der Polizei.
Schaffen es die Retter am Dienstag zu Julen?
Die gesamte Rettungsaktion sollte nicht mehr länger als 24 Stunden dauern – die Experten könnten also am Dienstag bis zum Jungen vorstossen. Doch es wurden schon mehrere ähnliche Prognosen nicht eingehalten. Ob es diesmal anders ist?
Zuvor trugen Arbeiter bereits 35'000 Kubikmeter Erde und Steine ab. Vom Boden lagen bislang keine geologischen Untersuchungen vor.
Die Hoffnung bleibt
Videoaufnahmen aus dem Schacht zeigen, dass er am Ende mit Erde verstopft ist. Experten meinen, dass diese jedoch Luft durchliesse, damit Julen atmen könne. Die Retter geben die Hoffnung deshalb nicht auf. Jedoch weiss niemand, ob der Zweijährige noch lebt.
Tragisch: 2017 hatten Julens Eltern bereits ihr erstes Kind verloren. Es war an einem Herzfehler gestorben.