In einem Berufungsprozess in der Slowakei wurde der geständige Mörder von Ringier-Journalist Jan Kuciak (†27), Miroslav M., zu 23 Jahren Haft verurteilt. Die Staatsanwaltschaft hatte 25 Jahre gefordert. Sie hatte gegen das aus ihrer Sicht zu milde Urteil Berufung eingelegt.

Die Richterin dagegen würdigte in ihrer Urteilsbegründung, dass sich M. geständig gezeigt und der Polizei wertvolle Informationen zu seinen Mittätern und zum mutmasslichen Auftraggeber Marian Kocner gegeben hatte.

Verfahren gegen weitere Angeklagte unterbrochen

Das seit Januar laufende Gerichtsverfahren gegen Kocner und zwei weitere nicht geständige Angeklagte ist derzeit wegen unlängst eingeführten Corona-Massnahmen unterbrochen. Die bisherigen Verhandlungstage wurden jeweils von einer grossen Zahl an Journalisten aus aller Welt im Gerichtssaal mitverfolgt.

Miroslav M. hatte bereits zu Prozessbeginn gestanden, den Investigativ-Journalisten Kuciak und seine Verlobte Martina Kusnirova im Februar 2018 erschossen zu haben. Er habe die beiden damals 27-Jährigen durch Schüsse in Kopf und Brust getötet, gab er im Januar in der öffentlichen Gerichtsverhandlung zu.

Mafia-Verbindungen von Regierungsmitarbeitern

Kuciak hatte über zwielichtige Geschäfte des Unternehmers Marian Kocner berichtet, aber auch über andere Verfilzungen von Politik und Geschäftemacherei. Eine erst nach seinem Tod veröffentlichte Reportage über mögliche Verbindungen italienischer Mafia-Clans zu slowakischen Regierungsmitarbeitern löste Massendemonstrationen gegen Korruption aus und führte zum Rücktritt der damaligen Regierung. Millionär Kocner bestritt mehrfach, die Tat bestellt und bezahlt zu haben. (SDA/noo)