Das Gericht ordnete am Freitag zusätzlich die Beschlagnahmung der Villa von Guedj an, die er vor Beginn des Verfahrens seiner Frau überschrieben hatte. Es bestätigte die Konfiszierung der Reichtümer, die der 43-Jährige mithilfe seiner brutalen Machenschaften angehäuft hatte, darunter Autos, ein Boot, Kunstwerke und Bankkonten in Höhe von mehr als 2,2 Millionen Euro.
Fünf Jahre Haft für den Vater
Sein heute 71 Jahre alter Vater Jean-Claude Guedj, der ihn dabei unterstützte, wurde zu fünf Jahren Haft verurteilt. Sein Sohn habe «vielleicht etwas zu schnell gearbeitet», hatte er während des Prozesses gesagt. Lionel Guedj verfolgte die Urteilsverkündung per Videokonferenz aus seinem Gefängnis.
Er hatte seinen Patienten das Lächeln von Filmstars versprochen - um ihnen dann so viele Zähne wie möglich zu ziehen oder abzutöten und ihnen teuren Zahnersatz anzudrehen. Bezahlt wurde dies von der Krankenkassen und den privaten Versicherern.
«Verraten», «ausgenutzt» und «voller Scham» hätten sich viele der 374 Opfer des Zahnarztes gefühlt, betonte die Staatsanwaltschaft. Sie können nun zumindest auf Entschädigungszahlungen hoffen.
Unter ihnen etwa eine junge Frau namens Sarah, die sich mit 18 Jahren 24 Zähne hatte ziehen lassen. «Ich hatte Mundgeruch, mochte nicht mehr lächeln, ich hatte eine feuchte Aussprache und Schwierigkeiten beim Essen», berichtete Sarah später der Zeitschrift «Closer». Sie habe sich nach der Behandlung immer mehr zurückgezogen, weil sie sich geschämt habe.
Bis zu 70 Patienten pro Tag
2005 hatte Guedj seine Praxis im Norden von Marseille eröffnet, wo viele Menschen mit geringem Einkommen und nordafrikanischen Wurzeln leben. Er duzte seine Patienten, empfing bis zu 70 am Tag, viele ohne Termin. Fünf Jahre später war er mit einem Monatseinkommen von bis zu 80'000 Euro der bestbezahlte Zahnarzt Frankreichs.
«Nach dem ersten Termin gab es systematisch einen Behandlungsplan, um möglichst viele Zähne abzutöten und zu überkronen», heisst es in einem Expertenbericht. Seine Operationen führte er schnell und nachlässig aus. Viele Patienten klagten anschliessend über Entzündungen und schlecht sitzenden Zahnersatz.
Sein Prothesenhersteller sagte aus, dass Guedj Brücken bei ihm bestellte, ohne sie vorher anzupassen. Nach Aussage seiner Sekretärin schreckte der Zahnarzt auch nicht davor zurück, Röntgenaufnahmen zu manipulieren. Guedj rechnet so viele Eingriffe ab, dass sein Arbeitstag bis zu 52 Stunden hätte dauern müssen.
(AFP)