Der 25-seitige Hackerangriff-Bericht, den die amerikanischen Geheimdienste am Freitag veröffentlicht haben, sorgt in den USA für viel Diskussionsstoff. Laut den Geheimdiensten soll Putin Hackerangriffe und eine Medienkampagne angeordnet haben, um die US-Wahlen zu beeinflussen.
In Russland erntet der Bericht von CIA, FBI und NSA hingegen nur Spott. Sieben Seiten der Untersuchung befassen sich mit dem vom russischen Staat finanzierten Auslandssender RT und dessen Einfluss auf die US-Präsidentschaftswahl.
RT hat postwendend reagiert und macht sich über die Anschuldigungen lustig. Der russische Staatssender zitiert aus dem Bericht: «RT begann während der Vorwahlen mit offener Unterstützung für Trumps Kandidatur.» Die Anschuldigungen im Bericht besagen zudem, RT habe die demokratische Kandidatin zu «verleumden» und Clintons «Wählbarkeit und mögliche Präsidentschaft zu beschädigen» versucht. Dem entgegnet RT mit Hinweisen auf eigene Sendungen mit anderer Ausrichtung.
«Schuldig im Sinne der Anklage»
Zudem fragt der Sender süffisant, ob die amerikanischen Top-Spione vielleicht ihre Russischkurse verschlafen hätten. In Russland wird das Datum nämlich in der Reihenfolge Tag, Monat, Jahr angegeben, während in den USA der Monat vor dem Tag kommt. In ihrem Bericht scheinen die US-Geheimdienste das vergessen zu haben: So verweisen sie auf ein Interview, das angeblich am 7. April publiziert worden sein soll, tatsächlich aber am 4. Juli (04/07) erschienen sei.
Auf den Vorwurf, dass der Sender aktiv mit Wikileaks zusammengearbeitet und wohlwollend über dessen Chef Julian Assange berichtet habe, meint RT nur: «Schuldig im Sinne der Anklage. Wie auch Fox News und andere Medien, die in den letzten Jahren exklusive Interviews mit Assange zeigten.»
RT spottet weiter, die Geheimdienste hätten offensichtlich Mühe, zwischen Meldung und Kommentar zu unterscheiden und gibt gönnerhaft Tipps, wer bei ihnen Kommentare verfasse, was Zitate seien und was der Sender gar nicht selbst produziert habe.
Kreml und Trump sind sich einig: «Das ist eine Hexenjagd»
Schliesslich findet RT die Beschreibung des eigenen Senders im Geheimdienstbericht amüsant. Der Staatssender zitiert daraus: «RT fokussierte auf Kritik am amerikanischen Wirtschaftssystem, an der amerikanischen Währungspolitik, behauptete, die Wall Street sei geizig und kritisierte den Stand der US-Schulden.»
Sowie: «Die Berichte von RT charakterisieren die USA als Überwachungsstaat und behaupten verbreitete Verletzungen von Bürgerrechten, Polizeibrutalität und Drohnengebrauch.» Der Sender kommentiert trocken: «Einige Geschichten sind einfach schwierig zu ignorieren.»
Der Kreml selbst äussert sich kurz und bündig zu den Vorwürfen: «Wir sind es langsam müde, diese Anschuldigungen zu hören. Das Ganze wird zu einer regelrechten Hexenjagd», sagte Regierungssprecher Dimitri Peskow. Er benutzte dabei denselben Ausdruck – «witch hunt» (Hexenjagd) – wie die angebliche Putin-Marionette Trump in seinem Tweet nach der Veröffentlichung des Berichts. (pfc)