Beresowski auf der Überholspur
Sex mit Teenie-Dirnen bei Tempo 225

Boris Beresowski hat reihenweise blutjunge Prostituierte aus Osteuropa nach Grossbritannien einfliegen lassen, behauptet der Chauffeur des verstorbenen Oligarchen.
Publiziert: 25.03.2013 um 17:05 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 20:52 Uhr
Von Emanuel Gisi

Zweifelhafte Geschäfte haben den Russen Boris Beresowski († 67) in den Neunzigern reich gemacht. Auf sehr zweifelhafte Art vertrieb sich der Oligarch auch in seinem Exil in London (seit 2000) die Zeit. Es sei ein «offenes Geheimnis, dass er Teenager für Sex bezahlt hat – in Hotels oder in seiner Villa», zitiert die britische «Daily Mail» mehrere Insider.

Mark Pendlebury (49) war Beresowskis Fahrer. Der Oligarch habe regelmässig Teenagerinnen aus Russland und anderen Ländern Osteuropas einfliegen lassen, sagt der ehemalige Fallschirmjäger der «Daily Mail». Die Jüngsten seien 16 Jahre alt gewesen. Beresowski soll seine Fahrer jeweils angewiesen haben, Vollgas zu geben. Mit Tempo 225 bretterte der Maybach des Oligarchen über die britischen Autobahnen – während er auf dem Rücksitz mit den jungen Mädchen Sex hatte.

«Er schien stetigen Nachschub an Mädchen zu haben», sagt Pendlebury. «Ich habe mich immer schuldig gefühlt, weil die jungen Frauen sehr schlecht behandelt wurden.»

«Sicherstellen, dass sie den Flug verpasst»

Die Teenager seien nach allen Regeln der Kunst schikaniert worden. Als sich eine der Frauen beschwerte, sie werde nicht anständig behandelt, wurde sie zum Flughafen zurückgefahren, um nach Lettland zurückzufliegen.

Der Haken: Beresowski wies Pendlebury an, er solle «sicherstellen, dass sie den Flug nach Riga verpasst». Daraufhin habe er einen Weg durch die verstopftesten Strassen Londons gewählt und den Flughafen prompt viel zu spät erreicht. Die Frau gab schliesslich auf und liess sich in Beresowskis Villa zurückfahren – wo sie noch einmal 24 Stunden verbrachte. «Boris war sehr ­zufrieden und hat mir per SMS ein Smiley geschickt», sagt der Chauffeur.

«Die grösste Bedrohung für Boris’ Leben war unser Fahrstil»

Die Überholspur nutzte Beresowski indes nicht nur für Sex. Der Oligarch habe seine Fahrer grundsätzlich zum Rasen angestiftet, sagt Pendlebury. «Die grösste Bedrohung für Boris’ Leben war nicht ein mögliches Attentat, sondern unser Fahrstil.»

In Zonen, in denen 30 Meilen pro Stunde (48 km/h) erlaubt waren, liess Beresowski seine Fahrer mit 70 Meilen fahren (rund 112 km/h).

Offen bleibt, ob Beresowskis langjährige Partnerin Elena Gorbunowa (46) von den Eskapaden des Oli­garchen wusste. Die beiden trennten sich vor einem Jahr, Beresowski hatte mit ihr zwei Kinder. Gemäss «Daily Mail» habe er sich bemüht, seine dunkle Seite vor seinen Liebsten zu verbergen. Beresowski hat insgesamt sechs Kinder von drei Frauen.

Polizei prüfte, ob Beresowski vergiftet wurde

Als am Wochenende bekannt wurde, dass  Boris Beresowski tot im Bad seines Hauses in Ascot bei London aufgefunden worden war, brodelte bald die Gerüchteküche. Manche seiner Freunde befürchteten, Beresowski sei ermordet worden, weil er sich gegen Russlands Regierungschef Wladimir Putin gestellt hatte.

Die britische Polizei gab gestern Abend vorerst Entwarnung. Zwar müssten noch die Obduk­tionsergebnisse abgewartet werden. «Aber wir haben im ­Moment keinen Grund zur Annahme, dass Dritte in den Fall verwickelt sind», sagte Chefermittler Kevin Brown dem «Guardian». Die Polizei hatte zunächst nach radioaktiven, chemischen oder biologischen Substanzen gesucht, um zu prüfen, ob Beresowski wie andere russische Oppositionelle vergiftet worden war.

Katastrophale Prozessniederlage gegen Abramowitsch

Beresowski war 2000 ins Londoner Exil gegangen, nachdem er sich mit Putin angelegt hatte – dem er Ende der 90er-Jahre dazu verholfen hatte, Nachfolger von Boris Jelzin zu werden. Seit 2007 hatte er sich aber nicht mehr politisch engagiert. Mancherorts wird vermutet, der Milliardär könnte sich umgebracht haben: Nach einer schweren Prozessniederlage gegen den Oligarchen Roman Abramowitsch soll Beresowski in Geldnöten und depressiv gewesen sein. 

Er hatte Abramowitsch beschuldigt, ihn dazu gedrängt zu haben, seine Anteile an der Ölfirma Sibneft deutlich unter dem eigentlichen Wert zu verkaufen. Die Klage wurde abgewiesen, Beresowski musste die hohen Prozesskosten übernehmen. Das britische Gericht bezeichnete Beresowski im Verlauf des Prozesses als «unehrlich» und «unverlässlich».

«Mit dem Prozess gegen Abramowitsch wollte Beresowski seine finanzielle Lage stabilisieren», sagt Hans-Henning Schröder von der Berliner Stiftung Wissenschaft und Politik, der im Bereich der russischen Elitenforschung und Gesellschaftsentwicklung forscht. Der Oligarch verlor dabei nicht nur sehr viel Geld. Auch Beresowskis Geschäftspraktiken kamen hier ans Licht. Schröder: «Im Endeffekt hat der Prozess seinem Ansehen enorm geschadet.»

«Ich weiss nicht, was ich tun soll»

Die russische Ausgabe des Magazins «Forbes» veröffentlichte ein Interview, das Beresowski am Abend vor seinem Tod gegeben hatte. «Ich habe keine Lust Politik zu machen. Ich weiss nicht, was ich tun soll. Ich bin 67 Jahre alt. Und ich weiss nicht, was ich in Zukunft machen soll», sagte der Oligarch demnach am Freitagabend.

Freunde von Beresowski mögen nicht an einen möglichen Selbstmord glauben. «Es ging ihm zwar sehr, sehr schlecht», sagte ein enger Freund dem «Guardian». «Aber er liebte das Leben zu sehr, als dass er sich hätte umbringen wollen.»

«Wer zuerst stirbt, verliert. Und ich verliere nie.»

«Meine Gesundheit ist eine meiner Waffen», soll Beresowski laut dem russischen Oppositionellen Sergej Parkomenko einst gesagt haben. «Wer zuerst stirbt, verliert. Und ich verliere nie.» Parkomenko: «Er wirkte nicht wie ein potentieller Selbstmörder.»

In den letzten Monaten zuvor soll er mit der russischen Regierung über eine Rückkehr nach Russland verhandelt haben. Putins Pressesprecher Dimitri Peskow sagte gegenüber dem russischen Fernsehen, Beresowski habe in einem Schreiben um Vergebung gebeten und darum, aus seinem Exil zurückkehren zu dürfen.

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