Die Zahl der Menschen, die an dem Corona-Virus gestorben sind, ist mittlerweile auf 17 Tote gestiegen. Viele Chinesen fühlen sich durch die Lungenkrankheit an die Sars-Pandemie von 2002/2003 erinnert. Auch ausserhalb der Volksrepublik gibt es weitere Fälle – erstmals auch in den USA.
Mit der Zahl der Tests nimmt in China unaufhörlich die Zahl der Nachweise der seit Dezember kursierenden neuen Lungenkrankheit zu. Chinas Gesundheitsbehörde sprach am Donnerstag von 571 nachgewiesenen Fällen. Auch ausserhalb Chinas wurden neue Erkrankungen bekannt. Erstmals wurde ein Nachweis in den USA gemeldet.
US-Amerikaner mit Virus angesteckt
Erkrankt sei ein Mann, der nach einer Reise in die chinesische Stadt Wuhan am 15. Januar in die Westküstenmetropole Seattle zurückgekehrt war, teilte die US-Gesundheitsbehörde CDC am Dienstag (Ortszeit) mit. Der Mann in seinen 30ern habe bei der Rückreise noch keine Symptome bemerkt, sich später aber zur Untersuchung in ein Krankenhaus begeben. Sein Zustand sei gut. Es bestehe nur ein sehr geringes Risiko, dass er weitere Menschen angesteckt haben könnte, hiess es. Die Behörden seien dabei, eine Liste der Menschen zusammenzustellen, mit denen der Mann Kontakt hatte.
Die Krankheit war zuvor bereits in Japan, Südkorea, Taiwan und Thailand nachgewiesen worden. In Thailand sind mit zwei neuen Fällen inzwischen vier Nachweise erfasst, wie das Gesundheitsministerium am Mittwoch mitteilte. Betroffen sind demnach eine Thailänderin, die von einer Reise aus der chinesischen Stadt Wuhan zurückkehrte, sowie ein Chinese, der am Sonntag nach Thailand eingereist war. Thailands Behörden haben nach Ministeriumsangaben seit Anfang Januar rund 20'000 Menschen, die mit Flügen aus Wuhan kamen, auf mögliche Symptome wie Fieber kontrolliert.
Corona-Virus kommt von Fischmarkt in Wuhan
Es wird vermutet, dass das neuartige Corona-Virus von einem Fischmarkt in Wuhan kommt, auf dem auch Wildtiere verkauft wurden. Man gehe zum jetzigen Zeitpunkt davon aus, dass die Quelle ein Wildtier auf dem Markt gewesen sei, sagte Gao Fu, Direktor des chinesischen Zentrum für Seuchenkontrolle. Demnach gab es zunächst Übertragungen vom Tier zum Menschen, bevor das Virus sich an seinen neuen Wirt anpasste und es zu Übertragungen zwischen Menschen kam.
Mit der gerade laufenden Reisewelle zum chinesischen Neujahrsfest am kommenden Samstag wächst die Gefahr einer Ausbreitung der Viruskrankheit. Bei der grössten jährlichen Reisewelle des Landes sind einige Hundert Millionen Chinesen unterwegs. Gesundheitsexperten befürchten, dass besonders ansteckende Patienten das Virus schneller streuen könnten. Sogenannte Superverbreiter (engl. Superspreader) hatte es auch bei der ebenfalls von China ausgegangenen Sars-Pandemie gegeben, der 2002/2003 rund 800 Menschen zum Opfer fielen.
WHO-Notfallausschuss in Genf einberufen
Das neue Virus gehört zur selben Virusart, es ist nur eine andere – nach derzeitigem Stand harmlosere – Variante. Gerade auch wegen der Erinnerungen an den Sars-Ausbruch ist die neue Erkrankung bei Menschen in China zum allgegenwärtigen Thema geworden. Das Land war damals praktisch zum Stillstand gekommen, Schulen blieben über Wochen geschlossen. Sars-Viren gehören zu den Corona-Viren, die oft harmlose Erkrankungen wie Erkältungen verursachen. Allerdings gehören auch Erreger gefährlicher Atemwegskrankheiten wie Mers dazu.
In Peking waren am Dienstag und Mittwoch ungewöhnlich viele Menschen mit Schutzmasken unterwegs. In einigen Geschäften waren die Masken bereits ausverkauft. Familien diskutierten, ob geplante Reisen über die Feiertage abgesagt werden sollten.
Experten hatten am Dienstag erklärt, dass vereinzelte Einschleppungen der neuen Lungenkrankheit auch nach Europa durch Reisende immer wahrscheinlicher werden. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Genf hat wegen der Lungenkrankheit ihren Notfallausschuss einberufen. Die Experten sollten am Mittwoch beraten. Auch die EU-Kommission plante zur Bewertung der Risiken durch die neue Lungenkrankheit ein Treffen.
«Wir helfen, wo wir helfen können»
Und auch am WEF in Davos war das Corona-Virus Thema. Der Schweizer Gesundheitsminister Alain Berset sagte am Mittwoch vor den Medien, dass die Schweiz die Situation sehr genau verfolge. «Wir sind sehr gut vorbereitet.»
Berset traf im Rahmen seines Aufenthalts am Weltwirtschaftsforum unter anderem den Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation WHO, Tedros Adhanom Ghebreyesus, wie er vor den Medien sagte. Die Schweiz habe dabei bei der Bekämpfung des Coronavirus ihre Hilfe angeboten - «wir helfen, wo wir helfen können», sagte Berset.
Schweiz hat Aktionsplan für Corona-Virus
Während der grossen Ebola-Epidemie im Jahr 2014 hatte die Schweiz verschiedentliche Hilfsleistungen erbracht. In Genf war beispielsweise der erste Schweizer Ebola-Patient behandelt worden. Der 43-jährige kubanische Arzt, der sich in Sierra Leona mit dem Ebola-Erreger infiziert hatte, konnte danach geheilt wieder nach Hause zurückfliegen. Zudem testeten die Universitätsspitäler Genf und Lausanne einen Ebola-Impfstoff.
Wie die Schweizer Hilfe im Kampf gegen das Coronavirus aussehen könnte, führte Bundesrat Berset nicht aus. Er sagte: «Wir stehen zur Verfügung.» In der Schweiz selbst existiere für solche Ereignisse ein Aktionsplan. Dieser werde umgesetzt, sollte sich die Situation weiterentwickeln. (SDA/rad)