Berechnungen von US-Forschern
Ökoautos sind insgesamt schädlich

Bittere Pille für Bundesrätin Leuthard: Mehr Feinstaub und mehr Ozon – in der Gesamtbilanz können Elektroautos den Menschen mehr schaden als nutzen. Falls sie keine Ökostrom nutzen.
Publiziert: 15.12.2014 um 21:03 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 00:00 Uhr
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Tesla-Model P85D (Archiv)
Foto: Keystone

Anfang Monat präsentierte Bundesrätin Doris Leuthard stolz ihr neues Dienstfahrzeug: Ein Tesla S 85, Basispreis 82'000 Franken. Doch den Namen Öko-Flitzer trägt das politisch korrekte Auto bisher eher zu Unrecht.

Eine Studie von US-Forscher kommt jetzt zu deutlichen Resultaten: Elektrofahrzeuge tragen nur dann deutlich zur Verringerung der Luftverschmutzung bei, wenn der verwendete Strom aus Wind-, Wasser-, Solar- oder Ergaskraftwerken stammt.

Wird der Strom hingegen von Kohlekraftwerken erzeugt, könnten die damit verbundenen Gesundheitskosten in den USA im Jahr 2020 im Vergleich zu Benzinmotoren um etwa 80 Prozent höher liegen, berichten die Forscher in den «Proceedings» der US-nationalen Akademie der Wissenschaften («PNAS») über das Ergebnis von Computersimulationen.

Julian Marshall, Jason Hill und Christopher Tessum von der University of Minnesota in Minneapolis und St. Paul im US-Bundesstaat Minnesota hatten zehn Szenarien für Alternativen zu Benzinern entwickelt, darunter Diesel-, Hybrid- und Elektroantriebe. Dabei berücksichtigten sie nicht nur die direkten Abgase im Betrieb – die ja bei allen Elektrofahrzeugen bei null liegen.

Vielmehr bezogen sie in ihre Lebenszyklus-Modelle auch die Produktion der Kraftstoffe, des Stroms und der Batterien ein. Hinzu kamen Simulationen von Stoffkreisläufen, Wetter- und Klimaveränderungen sowie die Auswirkungen von erhöhten Feinstaub- und Ozonwerten auf die Gesundheit der Menschen.

In den Simulationen gingen Marshall und Kollegen davon aus, dass bis zum Jahr 2020 zehn Prozent der Fahrzeuge mit Benzinmotoren durch Fahrzeuge mit anderem Antrieb ersetzt werden. Die Ausgangswerte stammten aus dem Jahr 2005. Bei den Verbrennungsmotoren würden demnach die Kraftstoffe Diesel und verdichtetes Erdgas sowie ein Benzinhybrid-Antrieb weniger Feinstaub und Ozon erzeugen als Benzin.

Biokraftstoffe schaden

Biokraftstoffe hingegen würden den Wissenschaftern zufolge wegen der Emissionen in der Landwirtschaft zu erhöhten Feinstaub- und Ozonwerten führen. Dabei schnitten Biokraftstoffe aus Mais erheblich schlechter ab als Kraftstoffe aus Pflanzenresten.

Wie Elektrofahrzeuge die Luftverschmutzung verändern, hängt demnach wesentlich von der Art der Stromerzeugung ab. Bei reinem Kohlestrom verursachten Elektroautos pro Meile etwa 350 Prozent des Feinstaubs und Ozons von Benzinern, schreiben die Forscher. Sie errechneten einen Plus von 3000 Toten pro Jahr infolge der verschmutzten Luft.

Bei Wind-, Wasser- und Solarkraft läge dieser Wert bei etwa 250, was hauptsächlich auf die Emissionen beim Bau der Kraftwerke und bei der Batterieproduktion zurückgehe. Bei Strom aus Erdgaskraftwerken liegt die Zahl demnach bei etwa 500.

Noch deutlicher werden die Vorteile von Wind-, Wasser- und Solarkraft, wenn der Einfluss auf den Klimawandel einbezogen wird. Dann sind die von Elektrofahrzeugen verursachten Gesundheitskosten auf eine Gallone (etwa 3,8 Liter) Benzin bezogen um fast einen Dollar geringer als die von Benzinern hervorgerufenen. Ihre Ergebnisse bekräftigten, schreiben die Forscher als Fazit, dass Elektrofahrzeuge, deren Strom mit geringen Emissionen erzeugt werde, unter Umweltgesichtspunkten den Fahrzeugen mit Benzinmotor vorzuziehen seien. (btg/sda)

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