Berechnendes Lächeln an Olympia brachte mehr als jede Rakete
Kims Schwester holte diplomatisches Gold

Drei Tage lang war die Schwester des Diktators Kim Jong Un in Südkorea – und verlieh dem nordkoreanischen Regime ein neues Gesicht. Die Propaganda-Direktorin dürfte ganz zufrieden sein mit ihrer Wirkung.
Publiziert: 13.02.2018 um 16:13 Uhr
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Aktualisiert: 17.06.2020 um 09:49 Uhr
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Berset begrüsst im Eishockeystadion Kim Yo Jong, die Schwester des nordkoreanischen Machthabers.
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Nordkoranische Charm-Offensive im Süden:Kim Jong Uns Schwester an den Olympischen Spielen
Roman Rey

Kim Yo Jong (30) lächelte, schüttelte Hände, feuerte Athleten an. Und die Welt war baff. In kürzester Zeit verlieh die Schwester des grimmigen Kim Jong Un dem Regime in Nordkorea ein neues Gesicht. Die «Ivanka Trump Nordkoreas» oder «Nordkoreas Polit-Prinzessin», wie sie internationale Medien verzückt nennen, dürfte nach ihrem dreitägigen Besuch zufrieden in ihre Heimat zurückgekehrt sein.

Nordkorea sei ein «früher Favorit auf die diplomatische Goldmedaille», bilanziert die Nachrichtenagentur Reuters. «Kim Jong Uns Schwester stiehlt Mike Pence die Show», heisst es in einem Bericht der «New York Times» über den Besuch des US-Vizepräsidenten. «Sie stärkt das Image Nordkoreas», stellt der Asien-Experte der BBC in einer Analyse fest.

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Kim Yo Jong ist nach einem Besuch in Südkorea zurück in ihrer Heimat.
Foto: Patrick Semansky

Ihre Wirkung ist kein Zufall, denn Kim Yo Jong weiss, was sie tut. Sie ist die Direktorin des nordkoreanischen Propaganda-Ministeriums und seit Jahren massgeblich für den Personenkult um ihren Bruder mitverantwortlich. Die beiden stehen sich so nahe, dass sie während einer mysteriösen Amtspause im Jahr 2014 sogar wichtige Regierungsgeschäfte in die Hand genommen haben soll.

USA zeigt sich unbeeindruckt

Doch die Charme-Offensive kommt nicht überall gut an. Der japanische Aussenminister verurteilte ihre Auftritte als «Lächel-Diplomatie». US-Vizepräsident Mike Pence sprach von einer «Propaganda-Farce». Als die Athleten Nord- und Südkoreas bei der Eröffnungszeremonie in Pyeongchang gemeinsam einliefen, blieb Pence demonstrativ sitzen – und würdigte Kim Yo Jong, die gleich neben ihm sass, keines Blickes.

In Südkorea rief ihr Besuch gespaltene Reaktionen hervor. Viele Leute zeigten sich fasziniert über diese ungewohnte Seite der Kim-Dynastie. Doch auf der Strasse gab es auch Proteste mit dem Ziel, die Verbrechen des Regimes in Erinnerung zu rufen.

Während die diplomatischen Fronten zwischen den USA und Nordkorea verhärtet sind wie eh und je, reicht der Norden dem Süden die Hand. Gleich vier Mal traf sich Kim Yong Jo mit Südkoreas Staatschef Moon Jae In. Unter anderem überbrachte sie ihm eine Einladung ihres Bruders nach Pjöngjang.

Das Kim-Regime schien auf dem internationalen Parkett ebenfalls Boden gutmachen zu wollen. So schüttelte die Schwester auch die Hand des Bundespräsidenten Alain Berset. Kim Yo Jong hat, wie ihr Bruder, in den Neunzigerjahren mehrere Jahre in der Schweiz verbracht und besuchte eine Privatschule in Köniz BE.

Schmerzen Sanktionen zu sehr?

Doch wieso so versöhnlich? Einerseits wolle Nordkorea einen Keil zwischen Südkorea und den alliierten USA werfen, spekulieren Experten. Andererseits scheint das Land mehr und mehr unter den internationalen Sanktionen zu leiden. Mit einer Annäherung dürfte sich das Land mittelfristig eine Lockerung erhoffen.

Jedenfalls ging die Bauchpinselei auch nach Kim Yo Jongs Rückkehr weiter. Ihr Bruder habe sich sehr beeindruckt vom Nachbarland gezeigt, als er den Bericht seiner Schwester angehört habe, berichtet die staatliche Nachrichtenagentur KCNA. Er habe Südkorea gegenüber seinen «Dank ausgerichtet». Er wolle die Annäherung fortführen, und es sei ihm wichtig, «das gute Klima der Versöhnung und des Dialogs weiter zu beleben».

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