Belagerte Stadt Madaja
Assad-Anhänger verhöhnen Hungernde

In der belagerten nordsyrischen Stadt Madaja sterben Menschen den Hungertod. Anhänger der Regierungstruppen posten derweil Fotos von Fressgelagen auf Facebook und Twitter.
Publiziert: 11.01.2016 um 09:29 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 00:17 Uhr
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Die Versorgungslage in Madaja ist dramatisch. Die Bewohner der durch Regierungstruppen und die Hisbollah belagerten Stadt nordwestlich von Damaskus essen Berichten zufolge Gras, Blätter und ihre eigenen Haustiere, um nicht zu verhungern. Über 200 Menschen sind laut dem Hilfswerk Ärzte ohne Grenzen akut unterernährt und brauchen dringend Hilfe. Fünf Bewohner – darunter ein neunjähriger Bub – seien bereits an Unterernährung gestorben.

Dieses Bild eines vollkommen abgehungerten jungen Mannes soll in Madaja aufgenommen worden sein.
Foto: Reuters

Während die Menschen in Madaja um ihr Überleben kämpfen, verhöhnen Anhänger Assads im Netz die Hungernden. Unter zwei Hashtags, die übersetzt «Solidarität mit der Belagerung von Madaja» und «Solidarität mit Madaja» heissen, posten regierungstreue Bürger auf Facebook und Twitter Fotos von Buffets, Grillplatten, Tellern voller Essen und gefüllten Kühlschränken.

Hilfskonvois sollen Madaja heute erreichen

Madaja wird seit rund einem halben Jahr von Regierungstruppen belagert. Trotz mehrfacher Aufforderungen der UNO, Hilfslieferungen in die belagerten Städte zuzulassen, war dies monatelang verweigert worden.

Vergangene Woche hatten die Assad-Truppen schliesslich eingewilligt, Hilfskonvois in die Stadt zu lassen – die Lieferung von Hilfsgütern verzögerte sich allerdings. Erst heute sollen ein UN-Konvoi sowie Hilfsgüter des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz Madaja erreichen. «Es ist typisch, dass es eine Weile dauert – es gibt immer administrative Hürden», sagt Melissa Fleming, Sprecherin des UNO-Flüchtlingskommissariats UNHCR zu «BBC». 

Die Vereinten Nationen schätzen die Zahl der dringend Hilfsbedürften in Madaja auf 40'000, die Hälfte davon Kinder. Auch in den Städten Fua und Kafraja in der Provinz Idlib droht eine humanitäre Katastrophe, wenn nicht bald Lebensmittel geliefert werden können. Die beiden Städte sind von Rebellen eingekesselt.

Die Belagerungen zeugen von einem Machtkampf zwischen den Rebellen und der syrischen Regierung. Auf die Einkesselung von Fua und Kafraja durch die Rebellen hatte Assad mit einer Belagerung der Orte Madaja und Zabadani reagiert. Ein Abkommen zur Lieferung von Hilfsgütern gestaltete sich äusserst schwierig, da dazu eine Einigung der Konfliktparteien unerlässlich war. (lha/SDA)

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