Der 94-Jährige habe sich der Beihilfe zum Mord in 300'000 Fällen schuldig gemacht, urteilte das Gericht. Der einstige SS-Buchhalter Gröning gestand ein, 1942 gleich bei seiner Ankunft im Konzentrationslager Auschwitz im besetzten Polen von der Vergasung der Juden erfahren zu haben. «Ich bitte um Vergebung. Über die Frage der strafrechtlichen Schuld müssen Sie entscheiden», hatte er beim Prozessauftakt gesagt.
Die Anklage beschränkte sich allerdings auf die Zeit der sogenannten Ungarn-Aktion. Dabei waren im Frühsommer 1944 binnen weniger Wochen mehr als 400'000 Juden aus Ungarn nach Auschwitz verschleppt und in den meisten Fällen sofort ermordet worden.
Gröning leitete bei den Opfern gefundenes Bargeld nach Berlin weiter und bewachte in einigen Fällen deren Gepäck bei der Ankunft an der sogenannten Rampe.
Während des Prozesses berichteten zahlreiche Holocaust-Überlebende in bewegenden Zeugenaussagen von ihrem Schicksal. Gröning äusserte am Dienstag in seinem letzten Wort an das Gericht Reue und erklärte, Auschwitz sei ein Ort gewesen, «an dem man nicht mitmachen durfte». Das sei ihm bewusst.
Im Alter von 22 Jahren hatte er im September 1944 auf eigenen Wunsch in eine Einheit gewechselt, die an der Front kämpfte. Nach dem Krieg kam Gröning zunächst in britische Gefangenschaft. Dann lebte er mit Frau und Kindern ein bürgerliches Leben in der Lüneburger Heide. Erst Mitte der 80er Jahre öffnete er sich. In einer Dokumentation der britischen BBC berichtete er über das, was er in Auschwitz sah und tat. Er selbst beschrieb sich dabei als «Rädchen im Getriebe». (SDA)